Dienstag, 24. Dezember 2019

Autobiografie Seite 60


          2018

Januar, Tyler ist weiterhin beim THW und im Haus St. Josef.

12. Januar  Daggi, Roswitha und Romina Frühstück Kaninsberg.

Beim Biathlon ist Laura Dahlmeier die bestimmende Größe.

1. Februar   Flecki wird am Bauch operiert (Knorpelbeule). Flecki hat die OP gut überstanden.




23. Februar  Auto zum TÜV.

26. Februar, Kaffe bei Roswitha und Werner.

21. März, Geburtstag Ingrid.

26. März  HPG im Haus St. Josef.

22. März Tyler Praktikum bei Krakow.

24. März Daten an das Finanzamt geschickt.

April,  ungewöhnlich schönes Wetter im April. Sommerliche Temperaturen und kein Regen.
16. April  Roswitha fährt zur Kur an die Lahn.

4. April Betrugsfall Dachrinnen. Dachpfannen vorne und hinten zurückgeschoben. Dachpappe zerstört. Vorne und hinten die alten Rinnen abgebaut. 300€ Vorschuss bezahlt.





17. April  Meldung des Betruges bei der Polizei Alsdorf. Anzeige erstattet.

Gesamter April tolles Wetter.

18. April Tyler bei Sebastian Praktikum.

Daggi macht Reha-Turnen in der Vogelsiedlung.

Das war vom Wetter her ein Super-April.

Mai  am 22. und 23. Mai werden von Firma Lothmann die Dachrinner erneuert. Kostenvoranschlag 4500 €. Tatsächlich bezahlt 3600 €.  Im Pech doch noch Glück gehabt.

30. Mai   500€ Anzahlung nach Fischen (Tanja) überwiesen.

13. Juni Tyler Sozialpraktikum in Jülich.

14. Juni  Rentenantrag bei Jürgen Schaffrath für Daggi gestellt. Zuvor hatten wir das bei der Stadt Alsdorf versucht aber da war nur Inkompetenz der Sachbearbeiter zu begutachten.

15. Juni Rentenantrag zur Knappschaft geschickt.

Seit Jahresanfang war ich immer mal wieder zum Zahnarzt Schulte wegen Druckstelle und Anpassung des Gebisses.

25. Juni mein Kiefer wird beim Zahnarzt Schulte geröntgt. Dabei kommt raus, dass beide Weisheitszähne im Unterkiefer eingeschlossen sind und der Kieferknochen nur noch ganz schmal vorhanden ist. Ich bekomme eine Überweisung zum Marienhospital Prof. Dr. Dr. Feifel.

26. Juni erstes Gespräch bei Dr. Hufendiek. Ich muss genaueres Bildmaterial (CT) vom Unterkiefer besorgen.
Dies machen wir in Düren am 3. Juli (Daggi hat bei der Adressfindung sehr geholfen).

Das war der heißeste Juni in meinem Leben. Temperaturen jenseits der 30 grd-Marke waren normal. Den ganzen Juni hat es nicht geregnet. Immer wolkenlos und strahlender Sonnenschein. Jetzt haben wir neue Dachrinnen aber jetzt regnet es nicht.

10. Juli ein Monteur der Firma Beckers aus Warden repariert das Klofenster.

 14. Juli  Tyler schmeist beim THW hin. Nach dem Wechsel in der Führung der Jugendgruppe lief es nicht mehr gut.

16. Juli mit einer CD vom CT Kiefer bei Dr. Hufendiek vorstellig geworden.

Am 24. Juli wird eine Gewebeprobe entnommen um zu sehen ob es Zysten sind oder doch ein Tumor. Die Probe wird eingeschickt - es beginnt ein banges Warten -.

Auch der gesamte Juli war vom Wetter her toll. Weiterhin nur Sommerwetter mit Temperaturen von mehr als 30 Grad und kein Regen.

1. August, Daggi ist jetzt auch Rentnerin. Es hat alles geklappt.

3. August  Es werden die Fäden nach der Gewebeprobe gezogen und das Ergebnis der Gewebeprobe ist negativ. Eine große Last fällt von mir ab. Nach Rückfrage bei Dr. Hufendiek können wir noch in Urlaub fahren aber danach steht möglichst zeitnah eine OP an.

12. August Wir (Daggi, Tyler, Flecki und ich) fahren in den Urlaub nach Fischen.

Konditionell klappt es im Urlaub bei mir überhaupt nicht. Der Abstieg vom Bolsterlanger Horn zur Zunkleitenalp und dann weiter zurück zur Hörnerbahn wird eine Riesenqual für mich. Am 18. Juli habe ich heftige Schmerzen in der rechten Gesichtshälfte. Auf Wunsch von Daggi fahren wir am Sonntag, den 19. August wieder nach Hause.

24. August  Ich war mit Tyler bei Dr. Bohne. Bei beiden alles klar.

Auch der August wird wohl als heißester Monat in die Geschichte eingehen. Wetter unveränder gut. Kein Regen.

4. September  OP-Vorgespräch bei Prof. Feifel. Der OP-Termin wird auf den 17. September festgelegt.

12. September  ein Monteur der Firma Steffen wechselt das Ausdehnungsgefäß an der Heizungsanlage. Druckverlust war die Ursache dafür.

16. September am Abend fahren Micha und Daggi mich zum Marienhospital. Ich soll am folgenden Morgen operiert werden.

17. September die Operation hat über 3 Std. gedauert. Die Zysten wurden beide entfernt. Im Unterkiefer rechts wurde ein Stück Knochen (welches mir vorher aus dem Becken geschnitten wurde) eingesetzt.
Ich bleibe bis zum 20. September im Krankenhaus.
Ich habe keine Schmerzen am Kiefer aber mit dem Laufen klappt es nicht gut. Durch die Knochenent-fernung kann ich rechts nicht auftreten.




Daggi organisiert mir einen Rollator.
25. September, erster Nachkontrolltermin bei Prof. Feifel. Mit dem Laufen geht es so gerade am Rollator.

Auch der September war immer noch sehr heiß. Es gab immer noch keinen Regen.

4. Oktober  kleines HPG im Haus St. Josef (diesmal ohne mich - kann noch nicht laufen). Es wird vereinbart, dass Tyler noch vor den Oktoberferien (am 11. Oktober) aus dem Heim St. Josef entlassen wird.

11. Oktober  Herr Kasperek näht die Kieferwund zu. Eine Qual.

11. Oktober,  endlich Tyler ist wieder bei uns. Es wird für die Ankommenszeit eine Familienhilfe installiert. Als sozialpädagogische Familienhilfe Frau Hansen und für Tyler speziell Hilfe durch Herrn Laudt.

30. Oktober  Fäden ziehen Prof. Feifel. Die von Kasperek genähte Stelle geht aber wieder auf. Nun soll ich im November wöchentlich dreimal zum Zahnarzt gehen und immer Tamponade einlegen lassen.

Im Oktober hatten wir dann endlich 3 oder 4 Regentage. Aber das Wetter ist immer noch sehr gut.

Mehrere Termine mit der Familienhilfe - alle bei uns -.

Auch im November einige Termine mit der Familienhilfe.
Im November wöchentlich dreimal Tamponade wechseln lassen beim Zahnarzt Schulte. Besser als ständig nach Aachen zu fahren.

Allmählich nähert sich das Wetter einem normalen Klima.

Mit dem Unterkiefer bin ich jetzt wieder bei Prof. Feifel. Es wird der Fortschritt der Überwucherung ständig kontrolliert.

8. November Brief an die Familienkasse NRW West wegen Kindergeld.

Auch im Dezember einige Termine mit der Familienhilfe.

Im Dezember gibt es das erste Kindergeld für Tyler.

Dezember  das Abflussrohr von der Toilette ist verstopft und wir bekommen es nicht frei. Es kommt eine Kanalreinigungsfirma  (Fa. Weiler aus Eschweiler) und macht das Rohr in einer halben Stunde frei (100 € bar auf die Hand und der Fall ist gelaufen).

Dezember.  CDU-Parteitag. Annegret Kramp-Karrenbauer wird neue CDU-Vorsitzende nachdem Angela Merkel nicht mehr kandidiert hat. Gott sei Dank ist es nicht Friedrich Merz geworden

22. Dezember zweites Schreiben an Familienkasse - diesmal Rückforderung für das Kidergeld - November -.

Weihnachten im engsten Familienkreis.

Silvester ruhig. Wir sind gegen die Knallerei und das Feuerwerk wegen der Angst der Tiere, wegen dem Geballer, wegen der Kosten und wegen der Umweltverschmutzung. Flecki schläft ohne zu zittern die ganze Nacht bei mir.












Autobiografie Seite 59


          2017

In der nacht vom 1. auf den 2. Januar hat es geschneit. Eine ca: 3cm durchgängige Schneedecke verwandelt das Land im Nachhinein in eine schöne Winterlandschaft. Gegen 10:00 Uhr auf dem Bürgersteig und auf dem Hof Schnee geschoben.

Gewinner der Vier-Schanzen-Tournee ist der Pole Kamil Stoch

Januar, Knatsch mit der Heizung.
Letztendlich muss im Öltank eine Innenhülle eingebaut werden. Die Kosten belaufen sich auf über 3800 Euro. Dazu wurde noch Öl aufgetankt 2500 Euro. Finanziell sind wir jetzt so ziemlich am Ende.

Februar:  Beim Biathlon bestimmen Martin Fourcade, Marie Dorin Habert aus Frankreich sowie die Norweger Ole Einar Björndalen und Johannes Thingnes Boe das Geschehen. Bei den deutschen setzt Laura Dahlmeier die Akzente und steigt zur absoluten Biathlonkönigin auf.

Februar, Wirthens sind in ihre neue Mietwohnung nach Ofden gezogen. Ende Februar und Anfang März erleben sie da auch nur Katastrophen mit der Heizungsanlage (marode Rohre), mit fehlenden Türen und schlecht aufgeteilten Stromkreisen.

Wir überlegen einen Antrag auf finanzielle Unterstützung (Hilfe zur Erziehung) beim Jugendamt zu stellen. Die finanziellen Reserven sind fast aufgebraucht und man merkt jetzt schon die Belastung die durch Tyler entsteht.

13.2.2017  Ich schreibe an das Jugendamt Alsdorf (Frau Weller) und bitte um einen Termin.

März, die nächste Katastrophe. Daggi will unbedingt die Küche und das kleine Wohnzimmer in der ersten Etage renovieren lassen. Das ganze Spiel endet damit, dass ich fast beide Räume komplett neu putzen muss. Eine wirkliche Katastrophe. Das ganze findet über Karneval statt. Ob es die Kosten von 800 Euro wirklich wert ist wird sich zeigen.

6. März die brieflichen Einladungen zum Klassentreffe (43 Briefe) im Briefkasten in Hoengen Jülicherstraße eingeworfen.

In der zweiten Märzwoche nur schönes Wetter. Wir machen jeden Tag eine Radtour.

15. März  erstes Gespräch mit Frau Mangartz im Jugendamt Alsdorf.

17. März, Ofden am Kiesacker, Vortrag Swoboda 50er-Jahre, war sehr gut besucht und sehr interessant.




Mitte bis Ende März mehrere Fahrradtouren mit Daggi manche auch mit Tyler.

30. März, Radtour mit Daggi nach Aldenhoven. Erstes Eis in diesem Jahr.

31. März, erstmals im Jahr 25 Grad.

19. April. Frau Mangartz vom Jugendamt Alsdorf macht bei uns einen Hausbesuch.

27. April  Teilnahme (1. Tag) an einem Seminar zur Verwandtenpflege in der KiTa am Wasserturm in Merkstein. Seminardozentin: Alexandra Schaufelberger (Theologin).

1. Mai  Tag der Arbeit. Kalt und viele Regenwolken. Kein schöner 1. Mai.

5. Mai  wir erhalten Bescheid vom Jugendamt, dass wir für die Pflege von Tyler mit mtl. 652€ unterstützt werden. Dadurch wird das gerissene Loch (durch den Übergang in die Rente) voll ausgeglichen.

5. Mai  Einkommenssteuererklärung an das Finanzamt Aachen Kreis übermittelt und Unterlagen versendet. Wahrscheinlich ist eine Nachzahlung fällig. Elster errechnet 377€ Nachzahlung. In Wirklichkeit muss ich nur 67€ nachzahlen.

7. Mai Schleswig-Holstein hat gewählt. Die CDU wurde stärkste Kraft. Die SPD verliert ca. 6%, kein Schulz-Effekt. Grüne und FDP gleichauf über 10%, die LINKE schafft den Einzug nicht und die AfD schafft es nur knapp mit 6%. Ein gutes, ein demokratisches Ergebnis.

8. Mai Das Jugendamt überweist für den Monat April 565,07€ und für den Monat Mai 652€.

9. Mai Elternsprechtag beim Fachlehrer Herr Zimmer (Französisch und Physik). Tyler ist in Französisch ein 4rer-Schüler weil er stinkfaul ist.

10. Mai 2.Tag des Seminars zur Verwandtenpflege.

12. Mai  Tyler hat heute wieder das erste Mal Therapie bei Frau Mertens in Eschweiler.

14. Mai In NRW wird ein neuer Landtag gewählt. Ich habe mir sehr viele Gedanken zu dieser Wahl gemacht. Obwohl ich von dem Spitzenkandidaten der CDU Armin Laschet nicht viel halte wähle ich mit beiden Stimmen die CDU. Die Grünen haben mich mit ihrer unverständlichen Schulpolitik (G8/G9) sehr enttäuscht. Die SPD war wegen der Vorfälle auf der Domplatte und wegen dem Fall Amri (ohne Konsequenzen für den Innenminister) nicht mehr wählbar. Die FDP ist für mich überhaupt nicht wählbar obwohl sie mit Christian Lindner den besten Kandidaten hat. LINKE und AfD sind mir zu extrem. Die Piraten sind das Allerletzte was ich wählen würde.

15. Mai  Die Rot/Grüne Landesregierung ist wie vorhergesehen abgewählt worden. Die CDU und die FDP sind die Wahlsieger. Die SPD erklärt, dass sie für eine große Koalition nicht zur Verfügung steht. Laschet und Lindner nehmen Sondierungsgespräche für eine Schwarz/Gelbe Koalition auf. Lindner macht dabei ein wenig Show weil er sich ziert.

16. Mai Hitzewelle mit Temperaturen bis 30 grd. Klasse Wetter für weitere Radtouren.

17 Mai ein Sozialpädagogischer Familienhelfer (Herr Becker) soll uns bei der Problematik mit Tyler unterstützen.


19. Mai Tyler hat sein school&fun-Ticket irgendwo verloren. Das heißt er muss das Restschuljahr bis zum 17. Mai nun mit dem Fahrrad zur Schule fahren.

20. Mai    Samstag 3. Tag des Seminars zur Verwandtenpflege von 9:00 Uhr bis 14:00 Uhr. 5 spannende Stunden.

Weitere Maßnahmen auf die Verbesserung der Verhaltensweisen von Tyler müssen gesucht werden (ins Auge gefasst sind: weitere Therapie bei Frau Mertens, eine Kur, wenn es gar nicht mehr geht eine Über-weisung ins Aachener Klinikum Fachabteilung Kinderpsychologie).  Durch den ersten Pubertätsschub ist es kaum auszuhalten mit ihm. Der zwar hyperaktive aber doch liebenswerte Junge ist verschwunden. Übriggeblieben ist ein nerviges, provozierendes und aufsässiges Kind. Im Moment macht es keinen Spaß in einem Haus mit ihm zu leben.
Gleichwohl wollen wir ihn natürlich weiterhin unterstützen.

Es wird immer unerträglicher mit Tyler. Er verfolgt Daggi regelrecht und provoziert sie extra den ganzen Tag. Streitigkeiten und Schreiereien bestimmen den Tagesablauf. Es muss dringend eine Lösung her.

Dienstag, 30. Mai  Giancarlo Franzetti ist im Aachener Klinikum verstorben.
Carlo Franzetti ist überraschend nach einer Fahrt an die Mosel verstorben. Er wurde mit Unwohlsein eingeliefert und muss sich irgendwie mit multiresistenten Keimen angesteckt haben.



Freitag, 2. Juni. Immer noch tolles Wetter mit Temperaturen bis 30 grd und mehr. Bei meiner Radtour sehe ich meinen alten Obermeister Hermann Küpper (Küpperse Menn) vor seinem Haus. Ich gehe auf ihn zu und frage "darf ich meinem alten Meister noch ein mal die Hand geben?". Er hat mich natürlich nach 40 Jahren nicht mehr sofort erkannt. Wir haben uns dann gut über die "alten" Zeiten unterhalten. Für seine immerhin 86 Jahre schien er mir noch ziemlich fit obwohl das ganze Gedankengbäute altersentsprechend erst langsam in Gang kam.

Samstag, 3 Juni  Giancarlo wird auf dem Friedhof in Boscheln begraben. Ich bin schwer getroffen: Ein Weggefährte mit dem ich die besten und erfolgreichsten Berufsjahre über zusammen war ist tot. Zusammen mit Horst Küffen habe ich einen Großteil der ehemaligen Kollegen zusammengetrommelt.
Beim Begräbnis waren Franz Swoboda, Günter Keusch, Paul Bohn, Helmut Schröder, Reinhold Bücker, Manfred Wirtz, Alex Palm, Josef Simon, Rainer Modrow, Albert Sperlich, Jürgen Lothmann, Horst Bockisch, Kalle Grotensohn, Willi Breuer, Heinz Printz, Alfred Defourny, Matthias Hodenius, Horst Küffen, Karl-Heinz Hansen, 


16. Juni   Helmut Kohl ist mit 87 Jahren gestorben.

12. Juni Sommeranfang

23. Juni   die Hitzewelle mit Temperaturen über 30 grd hält nun schon seit Mitte Mai an.

Das Zusammenleben mit Tyler ist nicht besser geworden. Er pinkelt immer noch in Flaschen (mittlerweile hängt ein beißender Uringeruch in seinem Zimmer), er verbarrikadiert sich (3 Riegelschlösser), er läßt uns im Unklaren über seine Hausaufgaben, in seinem Zimmer herrscht das gewohnte Chaos, er zersticht weiterhin seine Matratzen und jetzt sogar schon Wände. Eine Kur ist beantragt und wir bemühen uns mit dem Familienhelfer Becker eine Klinik für Tyler zu finden.

Im Juni/Juli bemühen wir uns um eine Kur und einen Klinikaufenthalt für Tyler.

14. Juli  Treffen Siedlerklause, Bernd und Roswitha, Iris und Hubert, Leo und Frau, Gerda und Franz-Josef. Toller abend. Gut gegessen.

17.7  Mein Geburtstag wurde mit Tylers Geburtstag zusammen gefeiert bereits am 16.7
20.7  Heizung wieder in Betrieb genommen.

22. Juli  Ausflug zum Wildpark Gangelt mit Tyler und Daggi. Ein schöner Vormittag.

1.8  nach vielem Hin- und Her wird Tyler in der Klinik für Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie in Aachen aufgenommen. Jetzt können wir endlich einmal durchatmen.

Tyler ist in der Klinik und darf Mittwochs besucht werden und am Wochenende darf er von Freitag auf Samstag und von Sonntag auf Montag bei uns zu Hause schlafen.

Nach zwei Wochen zeigt sich bereits, dass Tyler sich in den Strukturen der Klinik wohl fühlt. Die Lösung wechselseitig Klinik und mehrfacher wöchentlicher Besuch bei den Großeltern kommt bei ihm gut an.

Es deutet sich an, dass es für Tyler eine hilfreiche Lösung wäre, wenn er in einer gut strukturierten Wohngruppe untergebracht werden könnte. Er hat in der Klinik keine Verhaltensauffälligkeiten mehr gezeigt.

Ende September und den ganzen Oktober mehrere Zahnarzttermine für neues Vollgebiss Alex.

Am Mittwoch, den 20.9.2017 wird Tyler aus der Klinik entlassen. Er soll am 30.8.2017 in einer Wohngruppe im Haus St Josef aufgenommen werden.

30.8.2017 Die Aufnahme von Tyler ist auf 2.10.2017 verschoben worden wegen Krankheit der Betreuer im St Josef.

30.8.2017 Ab 18:00 Uhr Klassentreffen in der Siedlerklaus Begau. Bis jetzt das schönste Klassentreffen. Es haben insgesamt 28 Personen am Klassentreffen teilgenommen. Ehrengast war Lehrer Bolz.





24. September 2017 Bundestagswahl
Amtl. Endergebnis
Wahlbeteiligung: 76,2%
32,9% Union
20,5% SPD
12,6% AfD
10,7% FDP
9,2% Linke
8,9% Grüne

2.10.2017 Tyler wird in der Wohngruppe im Haus St Josef aufgenommen.

November, Frühstück mit Krämer und Büttner bei Nobis.

Im Oktober und November finden Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition statt. Sie scheitern weil die FDP unter Christian Lindner aus den Gesprächen aussteigt.

Martin Schulz (SPD) gerät nun unter Druck, da er kategorisch eine erneute große Koalition ausgeschlossen hatte. Nach dem SPD-Parteitag finden dann aber ab dem 13.12.2017 Sondierungsgespräche für eine große Koalition oder eine andere Form der Regierungsbeteiligung durch die SPD statt.

Man muss sehen, dass eine Groko durch das Wahlergebnis möglich ist. Deshalb wäre es der Bevölkerung nur schlecht zu vermitteln eine Neuwahl anzustreben - was sollte sich dabei ändern ?? -.
Falls diese Gespräche auch scheitern sollten gibt es nur noch die Optionen Minderheitsregierung, Kooperationsregierung oder Neuwahlen.

In der SPD gibt es starke Kräfte gegen eine Groko und für die Duldung einer Minderheitsregierung der CDU.

Am 7.11. gründe ich die facebook-Gruppe Alsdorfer Kochfreunde.

Anfang Dezember kommt Biggi nach Beendigung einer kurzen Liason mit Mats in die Geschlossene in Düren. Sie wird aber bereits am 17.12. wieder entlassen. Sie soll anschließend 10 Wochen die Betreuung in einer Tagesklinik in Düren nutzen.

Am 12. Dezember bin ich zur Kontrolluntersuchung in der Gefäßchirurgie in Eschweiler. Der Verschließungsgrad des Halsstenom´s rechts ist unverändert bei 70%. Da dies nun schon zwei Jahre der Fall ist wird der Kontrolltakt auf "jährlich" geändert d.h. ich habe den nächsten Termin am 6.12. 2018.

Biggi ist in der Klinik in Düren.

Weihnachten und Silvester im Familienkreis.































Autobiografie Seite 58


   Autobiografie Seite 58
       2016

Gewinner der Vier-Schanzen-Tournee ist Peter Prevc.

Februar:  Beim Biathlon bestimmen Martin Fourcade, Marie Dorin Habert aus Frankreich sowie die Norweger Ole Einar Björndalen, Johannes Thingnes Boe und Tarjei Boe das Geschehen. Bei den deutschen setzt Laura Dahlmeier die Akzente.

Der gesamte Februar war sehr kalt.

Ende der Behandlung für Tyler bei Frau Mertens in Eschweiler. Tyler hat jetzt jede Menge Termine bei der Psychologin Frau Bayer in Aachen Theaterplatz.

Wir haben unseren Sommerurlaub gebucht in Geldern am Niederrhein vom 10. Juli bis 20. Juli 2016.

März.  Operationen bei Tyler (Daumen gebrochen), Micha (Knubbel auf der Hand), Werner (Kopf und Finger) und Roswitha (Bein).

Ab dem 12. März wird das Wetter etwas milder.

15 März. Nach der Doppler-Untersuchung ist das Ergebnis nicht gut. Die rechte Halsschlagader ist teilweise verstopft. Es muss noch ein zweites bildgebendes Verfahren gemacht werden um über eine evtl. Operation entscheiden zu können.

Die Röntgenuntersuchung (Kernspinangiolograph) ist am 5. April.

Vorerst wird nicht operiert. Ich muss aber des Öfteren zur Kontrolle.

4. April  Henning ist gestorben.





Einiger Knatsch bei der Haushaltsauflösung mit Adi.

2. Mai Daggi neues Fahrrad. Tylers Fahrrad komplett überholt.

2. Mai  das Wetter wird richtig gut. Anfang Mai einige Fahrradtouren bei schönstem Fahrradwetter.

Die folgenden drei Maiwochen waren kalt und regnerisch. Auch gab es dauernd Wind.

Die erste Woche im Juni zeigt die gleichen miesen Wettererscheinungen.

2. Juni, es ist tatsächlich schon ein Jahr vergangen seit meinem Herzinfarkt. Mit Ausnahme, bei schlechtem Wetter, halte ich die vorgeschriebene Bewegung mit Gehen oder Radfahren strikt ein.

28. Juni,   von 14:00 – 17:00 Uhr bei Norbert Maukisch jammen. Abends ab 18:30 Uhr mit Tyler Radtour nach Mariadorf und im Südpark Alemannia Mariadorf – Alemannia Achen (Endstand 1:6) gesehen.




Der komplette Juli war sehr schön und warm. Wände mit Wellbitumen verkleidet und alle Anbauten neu gestrichen.

August vom Wetter her durchwachsen mal Regen mal schön. Weitere Anstreicharbeiten.

18.8        Micha verursacht selbst einen Autounfall. Sein Kia ist Totalschaden. Er muss sich ein Gebrauchtauto kaufen.

19.8     Pink Floyd (Echoes) in Monschau mit Micha. Es war mein Geburtstagsgeschenk von Micha. Ein ganz toller Abend, das hat richtig Spaß gemacht.

Der ganze August und auch der ganze September war wunderbares Wetter. Immer Sonnenschein und sehr warm, nie Regen.

Am 21.September ist Hubert Kerschgens gestorben. Willi Breuer hat mich am 30.9 angerufen wegen einer Namensliste. Die Beerdigung findet statt in der Grabeskirche Aachen (Trierer-Straße) am Donners-tag den 13. Oktober um 11:00 Uhr.





7.10          Kumpel trifft Kumpel. Ein toller Abend. Es waren da: Giancarlo Franzetti, Paul Bohn, Reinhold Bücker, Alex Palm, Heinz Printz, Günter Schumacher, Willi Breuer und Ralf Beckers.
Vorher hatten wegen Urlaub abgesagt: Albert Hambücker, Günter Keusch, Albert Sperlich und Horst Küffen.
Der  Brief von Franz-Eduard Breuer konnte nicht zugestellt werden und die letzte Einladung war Hubert Kerschgens (leider verstorben).
  Alle genannten möchten beim nächsten Kumpel trifft Kumpel  
  wieder angeschrieben werden.


13.10     Wir (Bohn, Franzetti, Palm) waren bei der Trauerfeier und anschließenden Urnen-Beisetzung von Hubert Kerschgens in der Grabeskirche in Aachen.

20.10     Beerdigung Kuiff in Oidtweiler. Konnte wegen Arzttermin von Daggi nicht teilnehmen.

In der Nacht vom 2. auf den 3. November fährt Werner Roswitha zum Würselener Krankenhaus (Verdacht auf Herzinfarkt). Am 3. November (13:00 Uhr) besuchen wir Roswitha (Daggi und ich). Romina war auch da. Mittlerweile ist die Diagnose Herzkranzgefäß-verengung. Daggi und Romina erklären der Ärztin, dass Roswitha zeitweise Black out´s hat. Am Spätnachmittag verschlechtert sich der Zustand von Roswitha. Zur bereits getroffenen Diagnose kommt nun noch die Angst vor einem Schlaganfall hinzu.


Am Donnerstag dem 15. Dezember muss Daggi mal wieder den Notarzt für mich rufen. Gegen 15:30 Uhr habe ich für eine halbe Stunde das Gefühl ohnmächtig zu werden. Nur mit äußertem dagenhalten kann ich das vermeiden. Alle Untersuchungen im Krankenhaus sind aber ohne Befund. Ich bleibe 1 Nacht im Krankenhaus zur Beobachtung. Letztlich meint der Arzt ich hätte nur zu wenig getrunken.


Dezember: Bei Roswitha wurden epileptische Anfälle festgestellt. Mit dem Herzen ist Gott sei Dank alles in Ordnung.

Dezember: Es wird bekannt, dass Wirthens ihr Haus verkaufen und wieder zur Miete in ein Haus in Ofden einziehen. Vorgesehener Umzugstermin ist der 1. Februar 2017. Romina zieht ab 1. Januar bereits um in eine Wohnung in Hoengen Am Schmiedsend.

Weihnachten verlief sehr ruhig im Kreise der Familie.

Silvester gut verbracht. Sogar Flecki hatte keine Angst und nicht gezittert.

Auf in ein neues Jahr.














Montag, 19. September 2016

Komm doch mit strööfe. (Teil 3)






 Komm doch mit strööfe. (Teil 3)

Ein Bewegungsmuster innerhalb der Begau 1965 an einem Samstag.

„Komm wir gehen nach Meier. Ich glaube die kosten 5 Pfennig.“ Wie immer wird Matthias geschickt. Nach ein paar Minuten kommt er mit der Schachtel Streichhölzer zurück.



Wir laufen den Siedlerweg runter bis zur Litfassäule und setzen uns erst einmal auf die Bank. „Wo wollen wir es diesmal machen“?, kommt sofort die Frage von Peter. Matthias meint „ziemlich nahe beim Roten?“. „Ja das wird eine Riesenschau, stimmen alle zu.“ Wir gehen am Feld vorbei bis wir den Trampelpfad Richtung Wardener Sportplatz erreichen. Hier biegen wir in Richtung Warden ab. Unser Blick ist ständig nach links gerichtet. Wir beobachten ob sich an der alten Bretterbaracke irgendetwas bewegt, denn der Rote bringt es fertig und schießt mit seinem Luftgewehr zur Abschreckung. Das wäre nicht das Erste mal. Wir hüpfen nun alle in den Graben (das ist ein guter Sichtschutz). Etwa in der Mitte des Feldes zwischen Begau und Warden halten wir an und holen nun die Steichhölzer heraus. Das Spiel heißt „flämmen“.


 Wir versuchen das trockene Gras in der Böschung des Baches in Brand zu setzten. Das gelingt auch, jedoch nur mit sehr viel Qualm. Unser Beobachtungsposten hält weiter die Baracke und den Trampelpfad im Auge. Jetzt haben wir eine offen Flamme in der linken Seite der Böschung. Zeit zum Rückzug. Wir schleichen uns im Bachbett wieder zurück zum Trampelpfad der zum Judenfriedhof hinauf führt.








Weithin sichtbar sind nun die Rauchwolken die auf einer Strecke von jetzt fast 15 m über dem Bach stehen. Wir empfinden eine große Freude über die gelungene Aktion. Wir laufen nun alle zur roten Bank in der Graat. Hinter der Bank klettern wir durch das Gebüsch etwas hoch und können nun die Hütte des „Roten“ sehr gut beobachten. Aber unsere Freude wird gedämpft. Der Rote hat heute keine Lust auf Ärger oder er ist gar nicht zu Hause. Wir sind ein wenig enttäuscht über die nun doch misslungene Aktion.
Die Glocken läuten 12:00 Uhr. Wir sprechen uns ab, dass wir uns nach dem Mittagessen alle auf dem neuen Kinderspielplatz am Trafohäuschen treffen.


Da die Begau vor drei Jahren einen neuen Sportplatz bekommen hat kann ich nun nicht mehr über den Sportplatz nach Hause laufen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Platz schon abgezäunt.

Am Nachmittag sind wieder alle da. Wir spielen eine zeitlang auf dem Kinderspielplatz und bauen eine große Sandburg. „Kommt einer mit in unseren Wald?“, fragt Norbert. Natürlich, alle kommen mit. So laufen wir dann die Ehrenstraße hoch bis zur Kirche und biegen dann links ab.


Schon geht das erste Spiel im Gebüsch zwischen den Bäumen los. Man hört eine hohe Stimme: „ Eckstein, Eckstein alles muss versteckt sein, hinter mir und vor mir gillet et nicht; eins, zwei, drei ich komme". Im Grüngürtel ist es muksmäuschen still. Keiner will sein Versteck verraten. Plötzlich hört man Stimmen: „Hab dich, du bist dran!“. Mit diesem Spiel verbringen wir den Nachmittag. Als um 18:00 Uhr die Glocken läuten fällt uns wieder auf wie nahe wir an der Kirche sind. Es ist verdammt laut. Nachdem das Läuten zu Ende ist verabschieden wir uns und ich gehe zusammen mit Matthias den Grüngürtel entlang bis zu Michaelstraße und anschließend durch die Gasse nach Hause.

Eine Bemerkung: So gebannt wie ich früher den Geschichten meines Opas gelauscht habe genauso hört mir heute mein Enkel zu. Er hat schon des öfteren traurig gesagt:“Ich wäre auch lieber in den Sechzigern Kind gewesen“. Ich kann das sehr gut verstehen. Ich bin kein Feind von Elektronik (Computer, Handy usw.) aber es ist klar, dass diese Geräte den Verbund, das Miteinander von Kindern zerstören. Eines ist auch klar. Wir „alten“ haben eine ganz besondere, wunderschöne Kindheit in der Begau erlebt.






Montag, 22. August 2016

Mein Arbeitsleben beim EBV und bei RWE



So war´s

- Ausbildung, Berufstätigkeit, Weiterbildung und Karriere beim EBV -







Vorgeschichte:
Endlich, die Pflichtschulzeit war vorbei und in meinem Kopf verfestigte sich der wohltuende Gedanke - nie mehr lernen -. Ein übermächtiges Gefühl von Erleichterung durchströmte meinen einfältigen Verstand. Durch diesen Schulabschluss hatte ich mir meine Freiheit erkämpft. Der gesellschaftlichen Zwang, der Druck von Eltern und Lehrern hatte endlich ein Ende. Ich hatte mehr schlecht als recht, insgeheim leidend, unter der Fremdbestimmtheit durch andere Menschen und Instanzen, dieses ungeliebte Zwangssystem absolviert.

Mit meinen 15 Jahren war ich mir völlig darüber im klaren, dass für mich auch in den nächsten drei Jahren noch nicht das Endstadium meiner Autonomie erreichbar war, aber ich lebte in dem Glauben, dass es schlimmer nicht kommen könne. Die Gesellschaft, die Kultur, die Arbeitswelt das gesamte soziale Gefüge wurden in diesem Jahr 1967 großen Veränderungen und Verwerfungen ausgesetzt.

Ich empfand mich in völliger Übereinstimmung mit den Forderungen unterschiedlichster Jugendgruppen nach mehr Freiheit, mehr Mitbestimmung, mehr Unabhängigkeit – kurz gesagt – nach umwälzenden Systemveränderungen.

Der Satz meines Erzeugers, „Ich habe dich für die Lehre zum Elektriker angemeldet ...., nächste Woche hast du einen Einstellungstest“, relativierte augenblicklich meine frisch erworbene Freiheit. Da die einmal gefällte Entscheidung meines Erzeugers unangreifbar war und weil ich mir selbst noch keine konkreten Gedanken zum weiteren Verlauf meines beruflichen Lebens gemacht hatte, war mir diese Entscheidung überhaupt nicht wichtig. Warum nicht......?, Ich konnte mir den Laden ja einmal unverbindlich ansehen. Die Ankündigung kam für mich nur etwas überraschend, da die Aufnahme der Lehre, bei bestandenem Test, bereits in zwei Wochen stattfinden sollte.

Rückblende:
Ich, Sohn eines Bergarbeiters, verbrachte meine Kindheit in einem kleinen Dorf im Landkreis Aachen, der Begau. Die ersten fünf Jahre lebte ich mit meinen Eltern im Haus der Großmutter mütterlicherseits, Oma Otti, in zwei Zimmern.

Im Frühjahr 1958 wurde direkt am Siedlerhaus der Großmutter ein Anbau errichtet mit Küche, Diele, Bad, Wohnzimmer, Schlafzimmer und einem Kinderzimmer. Im Spätsommer des Jahres erfolgte der "Umzug" in den neuen Anbau. Die Wohnsituation hatte sich schlagartig verbessert.

Mein Erzeuger entstammte einer Bergarbeiter-Familie deren Zusammensetzung für mich lange unklar war. Mein Erzeuger hatte noch 3 Geschwister, 2 Brüder und eine Schwester. Der jüngere Bruder und die Schwester waren wohl von einem anderen Mann gezeugt worden. Deshalb war auch die leibliche Mutter meines Erzeugers (Maria Elisabeth Kaldenbach) nicht mehr da, sondern eine Stiefmutter (Erna Tille) kümmerte sich um die Kinder.

Der Vater von meiner Mutter war nicht aus dem zweiten Weltkrieg zurückgekehrt und galt als vermisst. Meine Mutter hatte noch 6 Geschwister 4 Brüder und 2 Schwestern. Sie war das älteste Kind ihrer seit dem Kriege alleinerziehenden Mutter.

Unmittelbar nach meiner Geburt erkrankte meine Mutter an multibler Sklerose, einer schlimmen Nervenkrankheit. Beide Elternteile führten den Ausbruch dieser Krankheit auf meine Geburt zurück, so dass es im Beziehungsverhältnis zueinander bereits sehr frühzeitig unüberwindbare Störungen gab. Elternliebe sollte für mich zeitlebens ein Fremdwort bleiben. Ich spürte jeden Tag die Abneigung meiner „Eltern“. Ausschließlich durch Zwang wurden mir Verhaltensweisen anerzogen die dem Erziehungskatalog meiner Erziehungsberechtigen entsprachen. Zurechtweisungen, Drill und Zwang waren dabei vorherrschend. Lob, Anerkennung oder Dankbarkeit lernte ich nicht kennen. So war meine Kindheit einerseits ein Leidensweg mit überwiegend negativen Erfahrungen, andererseits führte diese Erziehungsmethode sehr schnell zur kritischen Betrachtung der Eltern und erzeugte sehr starke rebellische Gefühle in mir.

Während der Kindergartenzeit und auch während der Schulzeit fand ich vorwiegend bei meinen Großeltern und in der Gleichaltrigengruppe Zuspruch und Anerkennung.

Später, in der Ausbildung und im Beruf war es genau das Gleiche. Über die gesamte Kindheitsentwicklung bis zum Zeitpunkt der Pubertät und dem Eintritt in das Berufsleben hatten sich in mir Schritt für Schritt Hass- und Rachegefühle gegen meine Eltern aufgebaut.

Die psychische Belastung behinderte mich sehr bei meinen schulischen Leistungen. Zeitweise kam es mir vor, als würde eine große Hand auf meinem Kopf liegen und diesen zusammendrücken. Manchmal hatte ich das Gefühl - als wenn ich ein Brett vor dem Kopf trage – das Botschaften mich einfach nicht erreichen konnten. Ich konnte nur schwarz-weiß denken, Zwischentöne waren nicht vorhanden. Alle Überlegungen waren extrem, nie nuanciert.

Lange spielte ich meiner Umwelt den angepassten und unkomplizierten Jungen vor. In meinem Inneren jedoch war ich immer delinquent, unangepasst und widerspenstig. Kurz gesagt ich habe mich als Kind stets der elterlichen Gewalt gebeugt.

Jedoch erste Anzeichen der Selbstbestimmung konnte ich ab dem Jahr 1965 bemerken. Über die Jugendzeitschrift Bravo erreichten mich Informationen die ich in meinem Elternhaus nie bekommen hätte. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte ich eigene Vorstellungen über Musik, Mode, Sport und Politik. Auch die Themengebieter Sexualität, Mädchen und Probleme der Pubertät wurden vom Dr. Sommer-Team sehr informativ beschrieben. Der Hass auf meine Eltern wurde zwar dadurch nicht gemindert aber aus einigen Leserbriefen konnte ich erkennen, dass es anderen Jugendlichen ähnlich erging.

Mit und mit nahm die Autorität, diese Unantastbarkeit der Eltern rapide ab und ich begann mit einer genauen Analyse meines Status Quo und begann meine zukünftigen Verhaltensweisen zu definieren, zu untermauern und mit meiner mir eigenen, extremen Sichtweise auch zu verteidigen. Das Sammeln und verfestigen von mir nützlichen Argumenten wurde zu meiner wichtigsten Beschäftigung. Durch absichtliche Provokationen versuchte ich bei Streitigkeiten die Wirkung meiner Argumentation in die gewünschte Richtung zu lenken. Dabei gab es Siege und Niederlagen aber immer auch brauchbare Erfahrungen.


Eintritt in das Berufsleben.

Nun war es also soweit. Der Eignungstest für die Ausbildung zum Starkstromelektriker fand in den Räumen der Bergbau-Berufsschule statt. Etwa 80 Jugendliche hatten sich an diesem Morgen im Foyer der Schule eingefunden. Manche standen in kleinen Gruppen zusammen – weil sie sich kannten – oder weil die Eltern mitgekommen waren. Andere, wie ich auch, hörten alleine der Begrüßung und den weiteren Ausführungen des Ausbildungsleiters zu.

Dann wurden durch namentlichen Aufruf mehrere Gruppen gebildet. Jeweils ein Ausbilder führte „seine“ Gruppe dann in den zugewiesenen Klassenraum. Die Aufgabenblätter wurden verteilt und kurz darauf begann der Test. Es waren z.B. im Bereich „Deutsch“ fehlerhafte Worte oder Satzzeichen in einem vorgegebenen Text zu unterstreichen. Im Bereich „Logik“ mussten verschiedene Figuren aus Einzelteilen zusammen gelegt werden. Im Bereich „Mathematik“ waren Zahlenkolonnen auf Richtigkeit zu überprüfen bzw. weiter zu führen. Zuletzt mussten noch einige Körper in räumlicher Darstellung gezeichnet werden. Das Ende des Testes kam schneller als erwartet, ich hatte noch nicht alle Aufgaben gelöst. Die Testbögen wurden eingesammelt und die Teilnehmer wurden von dem Ausbilder mit den Worten entlassen „wir werden Ihnen schnellstmöglich das Ergebnis des Testes mitteilen“. Noch in der gleichen Woche erhielt ich die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch.

Das von mir erzielte Testergebnis lag leicht über dem Durchschnitt und so erhielt ich einen Lehrvertrag und die Aufforderung mich am 1. Arbeitstag im August in der Ausbildungswerkstatt einzufinden.

Die Zwangsschiene für die nächsten 3,5 Jahre war somit gelegt. Einen Elektriker hatte ich in meinem Leben bis dahin noch nicht bei der Arbeit gesehen. Nun sollte aus mir ein Elektriker werden – sogar ein Starkstromelektriker -. Ich hatte keinerlei Vorstellung von der Arbeit, die ein Starkstromelektriker macht. Mathe und Physik waren während meiner Schulausbildung eher Fächer gegen die ich eine Abneigung hatte. Man kann sich vorstellen, dass ich nicht sonderlich begeistert war. Ich trat also total unmotiviert meine Lehre an.
Mit dem lauten Ton einer Dampfhupe begann und endete ab nun jeder Arbeitstag im Ausbildungszentrum des EBV. Im ersten Lehrjahr wurden nur Schlosserarbeiten wie feilen, sägen, bohren und schmieden durchgeführt. Einer großen Mehrheit der Lehrlinge – auch mir - war nicht klar wozu ein Elektriker solche Arbeiten verrichten musste. Ab dem zweiten Lehrjahr wurden die Lehrlinge in Gruppen von 3 bis 5 Personen zu verschiedenen Abteilungen Untertage wie Übertage auf verschiedenen Bergwerken verlegt und dort den jeweiligen Gesellen zugeteilt. Ab dieser Zeit wurde jedem klar, welche Arbeiten ein Starkstromelektriker im Bergbau zu verrichten hatte. Im Schwerpunkt waren dies Störungsbeseitigungen, Wartungen und Instandsetzungen an elektrischen Betriebsmitteln jeder Art. Von der Energieerzeugung über Steuerungen und Regelungen, Telephonie, Überwachungseinrichtungen zog sich dies bis zu den Antriebsmaschinen, Krananlagen, Aufzügen, Fördermaschinen und den speziellen, nur im Bergbau eingesetzten Sondermaschinen. Durch die ständig wechselnden Arbeitsplätze lernten wir viele Kollegen und Vorgesetzte im Unternehmen kennen. In der letzten Phase der Ausbildung wurden wir sowohl theoretisch (in der Berufschule, von Herrn Faust) als auch praktisch (im Ausbildungszentrum, von Herrn Swoboda) gut auf die Prüfung zum Starkstromelektriker vor der Industrie- und Handelskammer vorbereitet. Soviel zur täglichen Ausbildung, aber wie sah es in den Lehrlingen aus, was interessierte sie und was unternahmen sie nach Schichtende?

Aus dem Bereich Begau, Mariadorf und Eschweiler fuhren 5 Lehrlinge jeden Tag mit der Straßenbahn zum Denkmalplatz nach Alsdorf und gingen von dort zu Fuß – über die Betshäeck - bis zur Ausbildungsstätte kurz vor Alsdorf-Busch.

Bei diesen ca. 15 minütigen Wegen zur Ausbildungsstätte und wieder zurück zur Straßenbahn wurde natürlich hauptsächlich gequatscht. Da in diesem Jahr 1967 am Mariadorfer Dreieck eine Diskothek mit dem Namen „Studio Dreieck“ eröffnet wurde bestand nun auch die Möglichkeit sich in einem angenehmen Rahmen außerhalb der Arbeit zu treffen.

Die Jugendlichen die sich im Studio Dreieck trafen waren vorwiegend aus Mariadorf, Hoengen, Warden, Begau, Linden, Neusen, und Broicher Siedlung also dem näheren Umfeld. Es gab aber auch vereinzelte Jugendliche aus Eschweiler, Aldenhoven, Alsdorf, Merkstein oder Herzogenrath. Schnell bildeten sich verschiedene Cliquen. Die Clique der ich mich zugehörig fühlte bestand aus 3 Lehrlingen des EBV und drei Mitgliedern einer Beat-Band. Die Themen waren vorwiegend Musik, Gitarren, Mode, Mädchen und teilweise auch Politik, Schule und Ausbildung. Sehr starke Themen waren 1967 der Tod von Benno Ohnesorg und 1968 die Studentenunruhen in Berlin. Ebenfalls 1968 eröffnet in Warden der Tatersaal. Dort gab es Discomusik und es traten des öfteren auch Live-Bands auf. Musikalisch angesagt waren neben den Beatles und Rolling Stones auch die Kinks. Die Mode wechselte sehr schnell, aber immer im Sinne der Jugendlichen z.B. Schlaghosen, Blümchenhosen, grell farbene Hemden, besonders breit geschnittene Krawatten, Rüschenhemden, taillierte Hemden, Schuhe mir erhöhten Absätzen, Jeans, Lederjacken- und mäntel, Parka, Minirock, Midimode, Maximode, heiße Höschen, farbige Strumpfhosen usw. Bei den Mädchen war es den Jung´s wichtig, wie sie sich gaben, ob man mit ihnen ernsthaft reden konnte, Verschwiegenheit und Diskretion, der Musik- und Modegeschmack und wie verlässlich sie waren. Bei den Gitarren waren die absoluten Renner, Framus, Fender und Gibson, bei Gesangsanlagen und Gitarrenverstärkern Dynacord und bei den entsprechenden Geschäften Offelder und Rödiger. Die Themen Schule und Ausbildung gab es nur am Rande.

Im Elternhaus war das erste Thema, dass die Ausbildungsvergütung (der Lohn) natürlich an die Eltern ging. Mir wurde erklärt welche Kosten ich verursache. Das ging von Kohle, Wasser und Strom über die Nahrung, die Kleidung, die Fahrtkosten zur Arbeit, Bücher und Schulbedarf bis zu Einrichtungsgegenständen, deren Verschleiß und Neukauf so das am Ende das Geld gerade noch ausreiche mir ein natürlich karges Taschengeld zu zahlen. Kurz gesagt, das verdiente Geld war weg. Dieser Umstand förderte meine Motivation natürlich ins Unermessliche. Zumal zu meinen häuslichen Pflichten neben Kohlen schöppen, Holz hacken nun auch noch teilweise Gartenarbeit hinzukam.
Die Übergangsphase vom Kind zum Jugendlichen vollzieht sich schleichend. Es gibt nicht den Punkt oder die Sekunde an der es passiert. Das Kind welches in der Gefühlswelt noch eine große Rolle spielt und weiterhin auch immanent nachwirkt wird durch die körperliche Entwicklung aus dem Blickfeld genommen. Die seelisch geistige Entwicklung läuft aber nicht parallel und zeitgleich ab. Jedoch starke Veränderungen der Alltagsabläufe wie z.B. der Beginn der Lehre sind in dieser Zeit sehr bestimmend.



Die Zeit von der Jahresmitte 1967 bis zum Winter 1971 war für mich die wichtigste Zeit meines Lebens.

In diesen vier Jahren wurden alle Grundlagen für mein späteres Leben gelegt. Der wirksamste Schritt in dieser Zeit war die endgültige Loslösung von den Eltern, in keiner Facette wollte ich so werden wie sie. Meine Ziele waren Wärme (nicht Kälte), Toleranz (nicht Zwang), Verständnis (nicht Diktat), einbeziehen (nicht ausgrenzen), Wertschätzung (nicht Diffamierung), Anerkennung (nicht Abwertung), Offenheit (nicht Abschottung) und Ehrlichkeit (keine Heuchelei). Zugegeben, sehr idealistische Ziele jedoch zielführend für eine ganze Generation und deshalb auch erreichbar. Voraussetzung zur Erreichung dieser Ziele war eine völlige Umprogrammierung der anerzogenen Verhaltensweisen. Glücklicherweise vollzog sich genau in diesen Jahren ein enormer gesellschaftlicher Wandel in Deutschland bei dem diese Ziele eine große Rolle spielten. Das Motto von Willi Brandt „wir wollen mehr Demokratie wagen“ war keine Sprechblase sondern wurde mit und mit Realität. Provokationen gegen das verhasste Spießertum wie „Sex, Drugs and Rock n Roll“ waren dabei nur Mittel zum Zweck. Jedoch welche kraftvolle gesellschaftliche Wirkung die sexuelle Revolution und auch der Einfluss der Beatmusik haben würden war zu diesem Zeitpunkt nicht vorauszusehen. Weitere Ableger des gesellschaftlichen Wandels waren die Emanzipation der Frauen, neuartige Lebensentwürfe (z.B. Kommune I) oder die APO (außerparlamentarische Opposition).



Ein weiterer lebensentscheidender Schritt für mich war in dieser Zeit die Berufsausbildung mit dem letztlich „guten“ Abschluss zum Facharbeiter. Erstaunlich genug, da die Lehrjahre zu großen Teilen von Konflikten, Lustlosigkeit, Repressalien und Interesselosigkeit gekennzeichnet waren. Die Umprogrammierungen der Verhaltensweisen waren während der Ausbildung nicht gerade hilfreich. Der grenzenlose Freiheitsdrang erreichte innerhalb der hierarchisch geprägten Berufswelt sehr schnell seine Grenzen.



Unabdingbare Anforderungen wie Disziplin und Gehorsam standen in krassem Gegensatz zu meinem Lebensgefühl. Im Ergebnis kann man wohl sagen „ich schlängelte mich so durch“.Die Leistungen in der Berufschule waren selten besser als ausreichend. Die praktische Arbeit war mal interessant und manchmal auch öde. Beispielsweise hat das Verdrahten von Schützen und Hochspannungsschaltern oder Installations-arbeiten in Werkstätten mir wirklich Freude gemacht. Andererseits, drei Monate lang nur Motoren reinigen und streichen entsprach nicht meinem intellektuellen Anspruch. Die Arbeit auf anderen Zechen Unter- und Übertage war immer interessant. Dabei lernte ich eine Menge verschiedener Leute kennen. Die Beschäftigung innerhalb der Elektrohaupt-werkstatt war dagegen mehr von Routine und Kontrolle gekennzeichnet, was im Nachhinein gesehen auch dringend nötig war. Im Jahr 1971 standen dann die theoretische Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer in Aachen und die praktische Prüfung in der Ausbildungsstätte des EBV an. Obwohl meine Leistungen im schulischen Bereich mit „ausreichend“ und im praktischen Bereich mit „befriedigend“ bewertet wurden schaffte ich die Facharbeiterprüfung theoretisch mit „befriedigend“ und praktisch sogar mit „gut“.

Mein Gefühl damals......

Einen schönen Gruß an alle Besserwisser.

Ich hab es euch gezeigt, ihr Pisser.


Der dritte lebenswichtige Schritt war der Größte. 1969 lernte ich ein 16-jähriges Mädchen kennen, Daggi. Es entwickelte sich eine Liebesbeziehung die durch vielfältige Widerstände und Anfeindungen immer fester wurde. Ich war von dem immer lustigen Teenager bezaubert. Noch nie in meinem Leben hatte ich einer Person soviel Liebe entgegen gebracht.

Mir wurde sehr schnell klar, dass dieses Mädchen meinem Traumbild einer jungen Frau in allen Facetten entsprach. Mit ihr konnte ich bei Spaziergängen stundenlang quatschen. Wir hatten zusammen Spaß in den Disco´s oder bei Feten. Uns verband das gleiche Lebensgefühl und die Vorstellung von Familie und einer gemeinsamen Zukunft. Nicht zuletzt sah Daggi verdammt gut aus und brauchte keinerlei Vergleich zu scheuen. Unsere Gefühle füreinander wuchsen ständig und festigten sich. Am Wochenende waren wir viel auf Achse, machten ausgedehnte Spaziergänge, waren auf Partys oder in der Disco. Wir konnten unsere Grundstimmungen voll ausleben, dazu gehörten die tolle Musik dieser Jahre, das Tanzen, jede Menge Albernheiten aber auch das gegenseitige Einstehen und absolute Verlässlichkeit. 1970 verbrachten wir (ohne Erlaubnis der Eltern) unseren ersten gemeinsamen Urlaub auf dem Campingplatz in Rurberg. Wir hatten kaum Geld aber das war auch nicht das Wichtigste. Die Tage in Rurberg waren eine völlig neue Erfahrung. Erstmals waren wir alleine auf uns gestellt, wir konnten uns den Tag einteilen wie wir es wollten und wir waren erstmals auch über Nacht zusammen. Auch wurde uns hier ganz klar bewusst, dass Sexualität zwar etwas schönes ist, aber nicht alles in einer Beziehung bedeutet. Erstmals habe ich hier daran gedacht dieses Mädchen zu heiraten. Mit dieser Superfrau wollte ich unbedingt eine Familie gründen und eigene Kinder haben.

Noch war nicht abzusehen wie eine gemeinsame Zukunft genau aussehen könnte aber eines war klar, egal wie, wir Beiden wollten zusammen bleiben. Unser Selbstvertrauen war genau so gigantisch wie unsere Liebe, unsere Naivität so groß wie unsere Selbstsicherheit und das Wissen, dass diese Entscheidung ein Leben lang tragen sollte. Beide hatten wir den Wunsch Kinder in die Welt zu setzen denen es gut gehen sollte. Für uns beide bedeuteten Kinder das höchste Glück, die größte Freude und schönste Erfüllung.

Die Zeichen standen also auf „gemeinsame Zukunft“. Deshalb war es nötig sich noch vor dem Beginn dieser Zukunft eine Übersicht über den Status Quo zu verschaffen. Wie passte die aktuelle Lebenslage z.B. in die Bedürfnispyramide von Herrn Maslow?

In diesen Jahren wurden unsere Grundbedürfnisse noch von den Elternhäusern abgedeckt. Unsere Sicherheitsbedürfnisse waren auch zum Teil erfüllt (wir gingen beide in die Lehre und würden sicherlich auch eine berufliche Zukunft haben). Allerdings fand ich es gar nicht so toll, dass meine Frau „arbeiten“ sollte. Mein Bild von Familie war anders, da war die Frau keine „Arbeitskraft“ sondern Mutter und Ehefrau. Wie sollte sich mein Kinderwunsch denn mit einer berufstätigen Frau erfüllen? Ich war sicher, dass Daggi im Grunde diese Einstellungen teilte. Unsere sozialen Bedürfnisse waren durch unsere Liebe zueinander, aber auch durch Freunde und letztendlich auch durch die Gruppenzugehörigkeit zur „rebellischen“ Jugend gedeckt. Alle „ICH Bedürfnisse“ wie Anerkennung, Autorität oder Geltung waren für uns nicht wichtig.

Wie bereits erwähnt schaffte ich den Berufsabschluss mit guten Leistungen. Leider?? schaffte Daggi die Prüfung zur Bürokauffrau nicht, aber das war für mich auch nicht wichtig da ich ja sowieso keine berufstätige Frau als Mutter unserer gemeinsamen Kinder haben wollte.

Lange Rede, kurzer Sinn. Wir waren uns einigermaßen über unsere Situation im klaren. Deshalb machte ich, in meiner unnachahmlichen, unbeholfenen Art meiner Angebeteten eine Art Heiratsantrag (na gut, es war wohl eher so eine Art „Feststellung“) die aber trotzdem, zu meiner großen Freude, auf eine positive Antwort traf. So heirateten wir am 12.11.1971 ganz unspektakulär und einfach. Die standesamtliche Zeremonie war für uns beide ausreichend. Eine kirchliche Trauung stand nie zur Debatte.

Ich hatte gerade ein halbes Jahr als Geselle gearbeitet da bekam ich den Einberufungsbescheid. Ab dem 2. Januar 1972 musste ich meinen Wehrdienst bei einem Schützenpanzer-Batallion in Nienburg an der Weser ableisten. Über diese Zeit könnte ich nun mehrere Seiten schreiben will es jedoch bei einigen Aspekten belassen.

Grausame Trennung von Daggi – Fremder unter Fremden – harter Drill – Absturz in Drogen – aber auch:

Bewältigung von Frustrationen - Ordnung lernen – mit Anpassungsdruck umgehen – Freude über das baldige Ende dieser Zeit.

Die größte Freude nach der Bundeswehrzeit war der Schwangerschaft von Daggi. Am 29.10.1973 wurde unser Sohn Michael geboren, ein absolutes Wunschkind. Die Geburt lief ohne Komplikationen ab und der Junge war gesund. Ab nun waren wir eine eigene kleine Familie. Unser Glück lässt sich nicht beschreiben.

Direkt nach der Bundeswehrzeit meldete ich mich auf meiner Arbeitsstelle zurück.

Es war ein fröhliches Wiedersehen mit den „alten“ Arbeitskollegen. Ich erfuhr, dass einer meiner Arbeitskollegen (Werner Callies) während meiner Bundeswehrzeit die Vorschule für die Weiterbildung zum Steiger besuchte. Er hatte mittlerweile die ersten beiden Semester der Vorschule schon geschafft. Ich sprach bei nächster Gelegenheit mit diesem Kollegen und erfuhr, dass noch Plätze in der Vorschule frei waren. Ich begann ernsthaft daran zu denken ebenfalls diese Weiterbildung zu machen. Mir war klar, dass ich als Starkstromelektriker mit dem geringen Einkommen keine großen Sprünge mit einer Familie machen können würde. Also meldete ich mich nach gründlicher Überlegung auf der Vorschule an. Ich stieg als Quereinsteiger im dritten Semster der zweijährigen Vorschule ein. Da alle anderen Mitschüler bereits 2 Semester absolviert hatten musste ich neben dem aktuellen Lehrstoff noch den Stoff der beiden ersten Semester nachholen. Dies gelang mir sehr gut und so kam es, dass ich nach einem Jahr mit den anderen Mitschülern den Antrag auf Aufnahme in die Bergschule stellen konnte.

Eintrag aus meinem Tagebuch

Ich bekomme Bescheid von der "Bergschule zu Aachen", dass ich in den 31. Elektrosteigerlehrgang aufgenommen wurde. Der Unterricht beginnt für mich am 9. September 1974. Damit wird das "beruflich" wichtigste Kapitel meines Lebens beginnen.

Ich schaue voller Zuversicht in die Zukunft. Ich will etwas lernen, zum ersten mal sagt mir keiner das ich es "muss".

Nicht nur plötzlicher Wissensdurst, sondern die Verantwortung für meine zukünftige Familie, sowie deren finanzielle Absicherung und der Konkurrenzkampf (intellektuell) mit meinem Arbeitskollegen sind die Hauptentscheidungskriterien für mich, die Laufbahn zum Steiger zu wagen

Berechnungen über die Höhe des Monatsverdienstes während meiner Bergschulzeit.

Mein letzter Lohn als Elektriker betrug Brutto 1695,28 DM. Dies entsprach einem Netto-Lohn von ca. 1130,20 DM.

Der Brutto-Schichtlohn lag bei 78,85 DM und somit bei einem Brutto- Stundenlohn von 9,85 DM in der Lohngruppe 8 der Elektriker.

Als Bergschüler wurde ich direkt in die Lohngruppe 10 eingestuft.

Dies entsprach der Lohngruppe eines Elektro-Vorarbeiters.

Da ich als Bergschüler wöchentlich nur zwei Schichten beim EBV verfuhr (drei Schichten Bergschule pro Woche), wurde für das Arbeitsamt ein wöchentlicher Brutto-Verdienst von 370 DM zugrunde gelegt. Dies bedeutete einen Brutto-Monatsverdienst von 1480 DM.

Das heißt ein Netto-Monatsverdienst von 987 DM. Dazu gerechnet wurde eine wöchentliche Unterstützung AFG vom Arbeitsamt in Höhe von Netto 125 DM, d.h. 500 DM Netto pro Monat hinzu.


Letztendlich ergab sich dann eine Monats-Netto-Verdienst von

987 DM EBV

+500 DM AFG vom Arbeitsamt

=1487 DM Netto-Verdienst.

Fazit:

Nur durch den Wechsel auf die Bergschule verdiente ich auf einen Schlag 357 DM Netto im Monat mehr. Dies entsprach einer Lohnerhöhung von ca. 31,6 %.

Der Wechsel zur Bergschule war somit finanziell gesehen, die lukrativste Entscheidung die ich bis dahin je in meinem Leben getroffen hatte.

Natürlich bewirkten diese Tatsachen einen unheimlichen Motiva-tionsschub. Das Unternehmen EBV gab mir eine Chance in seiner Elite-Gruppe und bezahlte dazu noch sehr gut.

Rückblickend waren die 6 Semester Bergschule zu Aachen eine schöne Zeit. Allerdings waren diese drei Jahre geprägt vom Lernen.

Zur Senkung der Kosten wurde eine Fahrgemeinschaft gegründet. Der Fahrgemeinschaft gehörten neben mir noch mein Vetter Josef Steffens und mein Freund und Arbeitskollege Werner Callies an.

Keiner dieser drei jungen Männer war während der Ausbildung durch besonders gute Leistungen aufgefallen, sie waren bisher eher mittelmäßige Schüler mit mittelmäßigen Arbeitsleistungen gewesen.

In der Bergschulzeit konnte ich mich deutlich von meinen Mitschülern absetzen. Schon bald gehörte ich zu den drei besten Schülern. In den Zeugnissen wurden mir durchweg gute Leistungen bescheinigt. Dieses sollte bis zum Ende der Bergschulzeit auch so bleiben. Ich machte den „zweitbesten“ Prüfungsabschluss in meinem Jahrgang, minimal besser war nur Willi Hamacher.


Mein Wunschbetrieb für eine Steigertätigkeit war die Grube Emil Mayrisch über Tage in Siersdorf.

Wenn es betrieblich möglich war, wurden die Wünsche der „neuen“ Steiger vom EBV berücksichtigt. Leider klappte dies bei mir vorerst nicht. Da in diesem Jahr 1977 die Zeche Carl Alexander in Baesweiler geschlossen wurde und ein Großteil der Belegschaft von Emil Mayrisch übernommen wurde, war keine Planstelle im Übertagebetrieb mehr frei.

Ich musste deshalb meine Steigertätigkeit als Angestellter in Alsdorf auf Anna 1 unter Tage beginnen. Das war nun gar nicht meine Welt. Unter Tage war mir in meiner Ausbildung und auch als Bergschüler schon immer ein Graus gewesen. Die elektrotechnische Betriebsausrüstung war mir viel zu speziell und auch die Tätigkeiten wie: Energiezüge vorfahren, Panzer- und Hobelsteuerungen einbauen, Kabel anlängen oder kürzen entsprachen nicht meinen Wunschvorstellungen. Nach 9 Monaten in dieser ungeliebten Tätigkeit hatte ich das Glück, dass einer der übernommenen Steiger auf Emil Mayrisch in die Rente ging. Als ich davon hörte bewarb ich mich erneut für die Stelle auf Emil Mayrsich „über Tage“ und konnte ab 2. Mai 1978 meine Wunschtätigkeit aufnehmen.

Endlich angekommen, die Mühen haben sich gelohnt – so lässt sich meine Gefühlslage beschreiben.

Warum war Emil Mayrsich „über Tage“ eigentlich ein so großer Wunsch?

Während meiner Ausbildungszeit und auch als Bergschüler war ich mehrere male dem Übertagebetrieb Emil Mayrisch zugeteilt. Dabei wurde ich in vielen Betriebsstellen eingesetzt z.B. auf der Bergehalde, in der Sieberei, in der Wäsche, auf dem Holzplatz, in den Betriebswerkstätten, im Kesselhaus und in der Gasanlage, in den Trakten I bis VII, im Relaisraum, im Magazin, auf der Fördermaschine oder an den Grubenlüftern. Bei diesen Einsätzen lernte ich mit und mit die komplette Belegschaft und die zuständigen Steiger des Übertagebetriebs kennen. Die Technik war sehr vielfältig und mit den Elektrikern verstand ich mich immer gut. In diesem Umfeld hat mir die Arbeit immer Spaß gemacht. Außerdem gab es hier einige Gesellen von denen man wirklich etwas lernen konnte und einen außergewöhnlichen Reviersteiger mit enormen Fachwissen.

Nun stand ich, am 2. Mai 1978, als 25-jähriger, vor meinen ehemaligen Gesellen (ca: 20 Mann) im Schaltraum „Wagenumlauf“ und wurde von den beiden Reviersteigern und dem Fahrsteiger des Elektrobetriebes als neuer Kollege und Vorgesetzter vorgestellt.

Ein halbes Jahr wurde ich in die betrieblichen Abläufe, Verant-wortlichkeiten, Zuständigkeiten und Verhaltensweisen für meine Steigertätigkeit eingewiesen.

Ich lernte dabei den Ablauf eines Arbeitstages genau kennen. Zum Verständnis hier ein Beispiel:

Fahrt zur Arbeit und Abstellen des Pkw auf dem Parkplatz. Umziehen im Steigerbad. Zusammen mit anderen Kollegen zum Steigerbüro gehen. 6:00 Uhr, kurze Frühbesprechung – Rapportbuch lesen, mit dem Kollegen der Nachtschicht sprechen, falls nötig Restarbeiten zur Erledigung notieren -. Mit dem Reviersteiger zur Elektrowerkstatt gehen und die Leute einteilen. Standardmäßig werden einige Betriebspunkte fest belegt, so z.B. je ein Mann für die Sieberei, Wäsche, Fördermaschine, Bergehalde, Magazin und 4 bis 5 Mann zum Energiebetrieb. Der Rest der Mannschaft wird für längerfristige Planarbeiten eingesetzt (meist Wartungs- oder In-standsetzungsarbeiten). Mit dem Reviersteiger zurückgehen zum Büro. Entweder besondere Aufträge des Reviersteigers erledigen oder planmäßige Arbeiten im eigenen Zuständigkeitsbereich. Diese planmäßigen Arbeiten durch den Steiger sind meist Sichtkontrollen und/oder Prüftätigkeiten die z.B. die Blitzschutzanlage, die Schutz-maßnahmen gegen Berührungsspannung, die Notaus-Abschaltungen, die Fahrtreppen oder Aufzüge, verschiedene Batterieanlagen, Meldeanlagen, Petersenspulen, Schreiberauswertungen oder auch TÜV-Mängelbeseitigung usw. betreffen. Außerdem muss der Steiger jeden belegten Arbeitsplatz innerhalb seiner Schicht zwei mal befahren. Die Pause wird zusammen mit den anderen Kollegen (auch vom Maschinenbetrieb) im Büro verbracht. Dabei kommen per Telefon weitere Aufträge und Störmeldungen zur Bearbeitung beim Steiger an. Im Schichtwechsel (zum Ende der Frühschicht) wieder kurze Besprechung, Eintrag von Informationen in das Rapportbuch und mit dem Kollegen der Mittagschicht sprechen. Zusammen zum Steigerbad gehen, duschen, umziehen, zum Parkplatz gehen und mit dem Pkw nach Hause fahren.

Ab Januar 1979 durfte ich dann meine „eigene“ Schicht übernehmen. In Mittag- oder Nachtschicht waren immer 2 Steiger und 4 Mitarbeiter für den störungsfreien Ablauf des Betriebes zuständig.

Ein Steiger und drei Mitarbeiter wurden in der Produktion (Sieberei, Wäsche, Fördermaschine) eingesetzt und ein Steiger mit einem Mitarbeiter (wenn nötig auch mehr) wurden zur Befahrung der Grubenlüfter und für Störungen im Energiebetrieb eingesetzt.

Einige Zeit wurde ich im Energiebetrieb eingesetzt, danach aber fest in der Produktion. Der Wechsel war im Normalfall 2*Frühschicht, 1*Mittagschicht und 1*Nachtschicht pro Monat. Dieser Ablauf sollte für die nächsten 9 Jahre mein Arbeitsleben bestimmen.

1984 wurde die Wäsche auf eine neue Technik (SPS) umgestellt. Ich war an dieser neuen Steuerungstechnik so sehr interessiert, dass ich mich freiwillig ein Jahr lang auf Nachtschicht meldete um mich so in Ruhe mit der neuen Technik beschäftigen zu können. Da die Nachtschicht „ruhiger“ war als die Frühschicht fand ich viel Zeit zur Erkundung dieser neuen Technik. Mit der Zeit eignete ich mir einiges an Wissen an (auch durch die Teilnahme an vielen SPS-Seminaren) und war bald auf einem gehobenen Wissensstand. Diese Tatsache blieb der Führung nicht verborgen und deshalb wurde mir ab 1985 der Verantwortungsbereich „Wäsche“ fest übertragen. 1986 erhielt ich den Auftrag, selbst eine Steuerung für die neue Flockungsanlage zu entwickeln. So verbrachte ich nun den größten Teil meiner Arbeitszeit mit der Planung und dem Zeichnen von Schalt-plänen und zusammen mit einem Mitarbeiter mit dem Bau der Steuerungsanlage. Am Ende des Jahres 1986 wurde die neue Anlage in Betrieb genommen. Weiterhin war ich in Bezug auf Technik und Funktionsweisen sehr interessiert. Mitte des Jahres 1986 bat mich der Fahrsteiger die Mitarbeiter in die neue SPS-Technik einzuweisen. Ich führte ab da die betriebsinterne Unterweisung der Elektriker in die neue Technik durch. Dazu hatte ich mir selbst ein Konzept erarbeitet und der Betrieb stellte mir eine Übungs-S5 zur Verfügung. An dieser Übungs-S5 konnten Störfälle simuliert und eine Störungssuche mit dem Programmiergerät durchgeführt werden. Diese praxisbezogene Art der Unterweisung kam bei den Mitarbeitern gut an, sparte Kosten und war flexibel (auf den Betrieb abgestimmt) zu handhaben.

Im November 1987 teilte der neue Betriebsführer Herr Müller mir mit, dass ich ab dem 2. Januar 1988 den Produktionsbetrieb der Elektroabteilung als Reviersteiger verantwortlich übernehmen soll. Hoffnungsvoll sah ich dem Ende des Jahres 1987 entgegen. Noch vor Weihnachten, am 8. Dezember 1987, erhielt ich die Ernennungsurkunde zum 1. Elektrosteiger und den Auftrag zur Revierführung des Elektrobetriebes. Ich kann nur schwer beschreiben welche Freude ich empfand aber es war einer der glücklichsten Momente in meinem Leben.

Am 2. Januar 1988 übernahm ich die Revierführung des Elektrobetriebes. Ich war damit der Vorgesetzte von 4 Steigern 8 Vorarbeitern und 31 Mitarbeitern und hatte selbst nur noch einen direkten Vorgesetzten nämlich den Fahrsteiger Giancarlo Franzetti, mit dem ich immer blendend ausgekommen bin. Als Reviersteiger war ich ab jetzt zuständig für die Errichtung, den Betrieb und die Wartung aller Anlagen des Elektro-, Energie- und Funktionsbetriebes, wobei die örtlichen und sachlichen Grenzen dem Organisations-, Stellenbesetzungs- und Dienstplan jeweils in der zuletzt gültigen Fassung zu entnehmen waren. Außerdem war ich zuständig für die lückenlose und eindeutige Abgrenzung der Aufgaben und Befugnisse meiner Mitarbeiter und für deren geordnete Zusammenarbeit.

Als Volksschüler hatte ich bis hierhin doch einiges erreicht. Im gesamten Familienumfeld (z.B. Opa, Vater, Onkel, Vettern) hatte es mit einer Ausnahme (ein Onkel der studiert hatte und nun Studienrat war) keiner beruflich soweit gebracht. Es gab zwar viele Handwerker (Schlosser, Maurer, Maschinist und Elektriker) in der Familie aber noch keinen der es bis in die Führungsetage geschafft hatte. Ich war stolz auf diese Leistung und fühlte mich gleichzeitig verpflichtet weiter an meiner Berufskarriere zu arbeiten. Mit meiner Ausbildung gab es nur noch eine Ebene die ich erreichen konnte und das war die Ebene des Leitenden, des AT-Angestellten, des Fahrsteigers. Die Tätigkeit des Fahrsteigers war ab sofort mein erklärtes Fernziel.

Doch zunächst musste ich mich in die Tätigkeiten des Reviersteigers einarbeiten. Ich war bereits seit Anfang meiner Aufsichtstätigkeit ein großer Verfechter des kooperativen Führungsstils. Deshalb nahm ich mir vor diesen Führungsstil in meinem Revier fest zu etablieren. Zur Förderung der zwischenmenschlichen Beziehungen lud ich als erstes alle Vorarbeiter zu einem gemeinsamen Kegelabend ein. Ziel dabei war es, die Kommunikation untereinander zu verbessern, sich besser kennen zu lernen und ein „Wir-Gefühl“ zu erzeugen. Im Rückblick darf ich behaupten, dass dieses Ziel erreicht wurde. Auf meine Vorarbeiter konnte ich mich immer verlassen. Durch eine lohnbezogene Leistungsprämie konnte ich der Anerkennung der Leistungen meiner Mitarbeiter Ausdruck verleihen. Ich fand mich rasch in der neuen Aufgabe zurecht. Mein Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten und Mitarbeitern war freundschaftlich und produktiv. Für mich hätte es so noch mehrere Jahre weitergehen können. Jedoch durch einen Beschluss der Bundesregierung wurde das Ende des Steinkohlenbergbaus Ende 1987 eingeläutet. Die Stilllegung der Steinkohlenbergwerke im Aachener Bereich wurde fest beschlossen.

Meine Stimmung war nun auf dem Nullpunkt. Gerade jetzt, wo alles so gut lief kam das Aus. Nun ging es um existenzielle Fragen, die unbedingt geklärt werden mussten.

Zur Klärung der Zukunft wurde der Familienrat einberufen. So kam es, dass im Frühjahr 1991 Alex (39), Daggi (38), Micha (18) und Birgit (9) zusammen den „Fahrplan“ für die kommenden Jahre fest-

legten. Es gab einige Möglichkeiten z.B. VEGLA, eine Fahrsteigerstelle im Raum Hürth, Reviersteiger auf Sofia Jacoba oder eine einfache Steigerstelle bei Rheinbraun in Weisweiler. Niemand hatte große Lust jetzt wieder umzuziehen. Deshalb einigte sich die Familie nach ausgiebiger Diskussion, dass die Stelle als Steiger bei Rheinbraun wohl die beste Lösung sei.

Nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch trat ich dann am 1. September 1991 meine neue Stelle als Steiger im Braunkohlenbergbau bei Rheinbraun in Weisweiler an.

Über die kommenden 12 Jahre im Tagebau Inden in der Abteilung Fördergeräte (Absetzer und Bagger) brauche ich nicht viele Worte zu verlieren. Meine Karriere wurde durch die Schließung der Bergbaubetriebe im Aachener Bereich abrupt gestoppt.

Dennoch bin ich letztendlich mit einem blauen Auge davon gekommen weil ich bereits im Jahr 2003 mit 51 Jahren in den Vorruhestand gehen konnte. Dies war zwar kein großer finanzieller Gewinn aber ein unschätzbar großer Zeitgewinn. Das Arbeitsleben war für mich nach 36 Jahren Berufstätigkeit für immer vorbei. Ab dem 1. August 2003 war ich nicht mehr „fremdbestimmt“ und konnte meine Zukunft ganz persönlich, abgestimmt auf meine Neigungen und Wünsche, planen und leben.

Womit habe ich diese geschenkte Zeit ausgefüllt.

Als klar wurde, das ich in den Vorruhestand versetzt würde, kauften Daggi und ich als erstes ein altes Haus in Alsdorf/Warden. Dies wurde auch deshalb nötig, weil die Mietpreise in unbezahlbare Höhen schossen. Also zog die Familie ( ohne Michael, weil der inzwischen verheiratet war und selbst eine Mietwohnung in Broichweiden bezogen hatte) im Dezember 2002 in den stark renovierungsbedürftigen Altbau in Warden ein und zahlte ab da keine Miete mehr. Für die kommenden Jahre war somit für Arbeit gesorgt. An einem Altbau gibt es immer irgendetwas zu machen.

Daggi und ich besuchten ein Seminar zur Ausbildung von Pflegeeltern. In der Zeit zwischen 2004 und 2008 betreuten wir mehrere Pflegekinder in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt der Stadt Alsdorf.

Sozial engagierte ich mich als Kassierer beim örtlichen Fussballverein Eintracht Warden für 5 Jahre (von 2004 bis 2009).

Ich war immer noch wissbegierig und lernfreudig. Deshalb besuchte ich ein dreisemestriges Aufbaustudium „BWL für Techniker“ im Berufskolleg Stolberg.

Das Studiengebiet BWL faszinierte mich so sehr, dass ich anschließend auf die Fachschule für Betriebswirtschaft in Stolberg wechselte und dort ein sechssemestriges Studium mit der Berufsbezeichnung „Staatlich geprüfter Betriebswirt – Marketing –„ absolvierte und abschloss. Außerdem holte ich in der Fachschule den Abschluss „Fachabitur - Fachhochschulreife“ nach. Rückblickend bin ich mit meiner Leistung und der erhaltenen Anerkennung rundum zufrieden und bin besonders dem EBV sehr dankbar für sein Vertrauen in mich.

Persönlich möchte ich mich bei den beiden Vorgesetzten und Kollegen Hubert Kerschgens und Giancarlo Franzetti für ihre Unterstützung bedanken, bei meinem Obermeister Hermann Küppers und beim Ausbildungsleiter Franz Swoboda für ihre Geduld und auch für die manchmal nötige strenge Hand die aber immer gerecht war. Ohne die vier genannten Herren wäre mein Berufsleben ganz anders verlaufen.