Kirmes im Dörp.
Im laufe des Tages wiederholt sich dieser
Vorgang noch einige male. Am abend stehen bereits 7 Kirmeswagen auf der Wiese.
In unseren Verstecken in der Hagebuttenhecke warten wir bis Ruhe eingekehrt
ist. Wir sammeln schon einmal die 10 Pfennigstücke zusammen. Dann geht Matthias
rüber zu Mainz und wechselt das Geld in eine feste Mark. In einem
unbeobachteten Augenblick ziehen wir aus dem Automaten bei Meier eine Packung
Ernte. Jetzt ist Treffpunkt an der Rückseite des Schulgebäudes wo eine Treppe
hinunter in den Keller führt. Wir gehen die Treppe hinunter bis zur Türe. Da
unten starten wir unsere ersten Rauchversuche die regelmäßig mit
Hustenanfällen und Schwindelgefühlen enden.
Anschließen kriechen wir unter die Kirmeswagen
und schauen uns einmal an wie die von unten aussehen. Bei manchen Wagen kann
man durch Löcher in der Plane oder durch Ritzen zwischen den Holzaufbauten
Teile der Kir-mesgeräte sehen. Ketten-karussel und Raupenbahn sind schon mal
klar.
Am nächsten Tag schauen wir alle beim Aufbauen
zu. Mit und mit nehmen die Geräte Gestalt an. Es wird gehämmert, geschraubt
und gezogen. Am Abend sieht man schon das Plateau des Kettenkarussels und die
Holzaufbauten der Raupenbahn. Wir laufen zum Judenfriedhof. Auf der Bank werden
die letzten Zigaretten geraucht.
Das Wochenende beginnt erst einmal mit Musik.
Die Schützen marschieren mit Musikkapelle durch das Dorf.
Das ist immer eine Gaudi und wir Kinder
begleiten den Zug durch das ganze Dorf. Mittags öffnet die Kirmes. Jetzt hört
man in guter Lautstärke die Hit´s dieser Zeit. Ich nenne einmal ein paar
Ohrwürmer. Banjo Boy, Marina, Wir
wollen niemals auseinander gehen, Moonlight, It´s now or never, Ich zähle
täglich meine Sorgen, Die Liebe ist ein seltsames Spiel, Itsy Bitsy Teenie
Weenie Honululu Strand-Bikini, Kalkutta liegt am Ganges.
An Kirmes gab es immer „schwaze Flaam un Riess“
(Pflaumenkuchen und Reisfladen). Außerdem war es gute Sitte an Kirmes alle
Onkel, Tanten, Omas und Opas zu besuchen (wo sollte sonst das Kirmesgeld
herkommen?). Beim Kirmesgeld kannte ich keine Gnade. Es wurde bis auf den
letzten Groschen verpulvert. Natürlich für Raupenbahn und Kettenkarussel, aber
auch für Zuckerwatte, Mandeln, Eis und Fritten.
Ach ja, und man hatte die Chance den Mädchen zu
imponieren. Auf der Raupenbahn in Nähe der Kasse war an einer Schnur ein buntes
Irgendetwas befestigt. Diese Teil hüpfte während der Fahrt über unseren Köpfen.
Einer von den Kirmepittern zog an der Leine so das dieses Ding ständig in
Bewegung war. Wer auf Zack war schaffte es das Ding während der Fahrt zu erwischen.
Man konnte es dann an der Kasse abgeben und bekam dafür eine Freikarte. Auch
konnte man sich an der Kasse einen Schlager für seine Angebetete wünschen.
Lässig lehnte man danach am Geländer und suchte den erwünschten Blickkontakt.
Am letzten Tag wurde mit dem Restgeld noch die
Schießbude leergeschossen oder Lose gekauft. Dann war die Kirmes auch schon
wieder zu Ende.
Das nächste Ereignis war dann das Sportfest wo ein 3m hoher
Holzpfahl mit Schmierseife eingeschmiert wurde. Oben an der Spitze hingen an
einem Rad die Gewinne. Wer trotz Schmierseife den Pfahl hochklettern konnte
hatte gute Chancen da oben einen tollen Gewinn abnehmen zu können. Aber davon
mehr beim nächsten mal.
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