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Das
Jahr, der schönsten Musik. Flower Power-Zeit. Make
love, not war. Schlag-und
Blümchen-Hosen. Aber auch das Jahr, welches meine politische Meinungsbildung
für lange Zeit (vielleicht sogar für immer) bestimmen wird.
Es
ist eines der kreativsten Beatles-Jahre. Mit folgenden Songs erfreuten sie die
Jugend in diesem Jahr:
"Strawberry
fields forever", "Penny lane", "Sgt. Pepper",
"With a little help from my friends", "Lucy in the sky",
"A day in the Life", "All you need is love", "I am the
walrus", "Hello, Goodbye", "The fool on the hill" und
"Magical Mystery Tour"
Obwohl
alle diese Lieder Meisterwerke ihrer Art sind, gefallen mir persönlich
"All you need is love" und "Hello, Goodbye" am besten.
"All
you need is love" ist praktisch der Song auf den die gesamte
Flower-Power-Bewegung gewartet hat. Er trifft mitten ins Herz der beginnenden
Hippie-Zeit. Die spielerischen Gegensätze in "Hello, Goodbye" zielen
genau auf den Nerv der Jugend, dieses hin-und hergerissen sein zwischen Kind
und Erwachsenem.
Auch
die Rolling-Stones bleiben in diesem Jahr nicht untätig. Ihre Hits sind:
"She´s a rainbow", "Ruby tuesday",
"Let´s spend the night together",
"We love you" und "2000 light years from home". Diese Lieder stehen den
Beatles-Songs in nichts nach.
Besonders
nahe geht mir das Lied "We love you", weil es direkt an uns Fans
gerichtet ist. Die Schritte und die zufallende Kerkertür weisen auf eine kurze
Inhaftierung der Rolling-Stones hin, wegen Rauschgift-Besitzes.
Arnold
lane, See Emely play, Ich beginne mich für die Gruppe Pink Floyd zu
interessieren. The WHO erfreuen uns mit: Pictures of
Lily, I can see for miles und who are you. Hey Joe von Jimi Hendrix.
Disco
Begau: Wüllenweber. Am Dreieck wurde
aus der Kneipe Kellenter eine neue Disco mit dem Namen Studio Dreieck gemacht.
Dieses
Lokal soll für die nächsten 4 Jahre mein zweites Zuhause werden.
6
Tage Krieg Israel - Ägypten. Prof. Barnard verpflanzt ein Herz. Adenauer
stirbt. Cassius Clay wegen Wehrdienstverweigerung für 5 Jahre in den Knast.
Oswalt Kolle-Filme, sexuelle Aufklärung ohne Tabu´s.
Am
2 Juni wird bei einer Anti-Schah-Demo der Student Benno Ohnesorg von dem
übereifrigen Kriminalobermeister der politischen Polizei, Karl-Heinz Kurras, in
Berlin erschossen.
Den
schwerverletzten Benno versorgt als erste die Studentin Friederike Hausmann.
Sie erinnert sich: " An diesem Abend war ich zunächst bei einer
Veranstaltung der FU in Dahlem. Es sprach der Exil-Iraner Bahman Nirumand. Er
erzählte vom Alltag unter der Diktatur des Schahs, von der Brutalität seiner
Polizei, von Folter und Mord.
Am
Ende der Veranstaltung wurde zur Demonstration gegen diesen Potentaten in
seiner Phantasieuniform aufgerufen. Nirumand beendete unter tosendem Beifall seinen
Vortrag".
"Viele
Demonstranten, auch ich, fuhren nun mit der U-Bahn zur Oper. Bauzäune und
Gitter machten es den Demonstranten unmöglich zur Oper vorzudringen. Nach einer
Weile forderte die Polizei uns auf, den Gehsteig zu räumen. Kein Mensch folgte
dieser Aufforderung. Plötzlich rissen die Polizisten die Bauzäune weg und
schlugen auf alles ein, was ihnen in den Weg kam".
"Es
brach eine unvorstellbare Panik aus. Die Polizisten kamen mit ihren Knüppeln
hinter uns her. Ich rannte mit vielen anderen in die Krumme-Straße. Plötzlich
sah ich jemanden vor mir liegen. Er war offensichtlich am Kopf verletzt, es
rann Blut heraus. Ich leistete "Erste Hilfe" wurde jedoch dabei von
zwei Polizisten weggerissen. Ich schrie die Polizisten an, sie sollen einen
Krankenwagen holen".
"Der
Krankenwagen kam dann auch ziemlich schnell. Um mich kümmerte sich keiner mehr,
deshalb lief ich mit meinen blutverschmierten Händen weiter in Richtung
Ku´damm. Ich stand völlig unter Schock. Auf dem Ku´damm traf ich mehrere
Freunde. Ich erzählte ihnen was geschehen war".
"Als
wir abends nach Hause kamen, fühlten wir uns wie Heimkehrer aus einer
gefährlichen aber gerechten und edlen Mission. Jeder erzählte zigmal seine
Erlebnisse, und immer größer wurden unsere Wut und unser Haß gegen dieses
System".
"In
den Nachrichten hieß es, ein Polizist sei erstochen worden. Erst spät in der
Nacht wurde die Wahrheit zugegeben. Der junge Mann "Benno Ohnesorg"
war von einem Polizisten erschossen worden. Sofort am nächsten morgen ging ich
zum Republikanischen Club und stellte mich als Zeugin zur Verfügung."
Der
für die Polizei zuständige Senatsrat Prill muß zugeben, daß er folgendes
angekündigt hatte für den Fall, "wenn Studenten in der Stadt
demonstrieren". Zitat: "Dann kriegen sie eins mit dem Knüppel über
den Kopf, das ist dann ein gutes Übungsfeld für unsere Polizeibeamten".
Nach
erfolgreicher Beendigung des "Knüppeleinsatzes" begann dann die
Aktion mit dem Codenamen "Füchsejagen". Greiftrupps der Polizei, aber
auch Beamte in Zivil und "persische Geheimdienstler" machten in den
umliegende Straßen Jagd auf Menschen "die wie Studenten aussahen".
Die Beamten waren äußerst erregt, da über Lautsprecher wiederholt die falsche
Nachricht verbreitet wurde, Demonstranten hätten einen Polizisten erstochen.
Zitat
des Mörders auf Staatsbefehl, Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras: "Nach
einer Festnahme sah ich mich von Studenten umringt. Ich zog meine Pistole und
entsicherte sie. Andere Uniformierte kamen mir zu Hilfe. Wir verfolgten
gemeinsam einen nun in Panik flüchtenden Demonstranten, der durch sein
aufgeregtes Verhalten vorher schon aufgefallen war. Wir stellten ihn und
schlugen auf ihn ein, bis er am Boden lag. Ich hielt immer noch meine
entsicherte Pistole in der Hand. Aus der Pistole löste sich ein Schuß, der den
Überwältigten in den Kopf traf. Wir ließen den leblosen Körper auf dem Pflaster
liegen und setzten wieder Fliehenden nach".
Benno
Ohnesorg, 26 Jahre alt. Student der Germanistik und Romanistik, engagierter
Christ und Pazifist, starb kurz nach der Einlieferung in das Krankenhaus an der
Schußverletzung.
Am
3. Juni verbreitet der regierende Bürgermeister von Berlin, der Sozialde-mokrat
und Pastor, Heinrich Albertz: "Die Geduld der Stadt ist am Ende".
Noch am selben Tag werden Schnellgerichte eingerichtet und ein gene-relles
Demonstrationsverbot erlassen. Die Berliner Regierung reagiert auf eine
Demonstration wie die Militär-Junta einer Bananenrepublik. Nicht die radikalen
Studenten, sondern der Berliner Senat wird zu einer Bedrohung für die Verfassung.
Auf
Druck der Öffentlichkeit muß Heinrich Albertz schließlich zurücktreten. Zitat:
"Ich gestehe ein, daß ich am schwächsten war, als ich am härtesten
gehandelt habe". Einige Tage später erlebt man in Heinrich Albertz einen
Mann, der über sich selbst geschockt ist. Er kann es kaum fassen, wie ihn seine
Blindheit und seine Macht um jegliche Vernunft und Gewissen gebracht hatten.
Sein
Nachfolger, der schwerversehrte, immer noch schneidige Frontsoldat und
Sozialdemokrat Klaus Schütz, ist frei von solchen Skrupeln. Im Chor mit der
Springer-Presse eskaliert er die "Kampagne gegen die Studenten" bis
zur Progromhetze. Er erklärte den "anständigen Berlinern" :" die
staatsfeindlichen Studenten sind schon an ihrem Äußeren zu erkennen. Ihr müßt
ihnen genau ins Gesicht sehen. An ihren langen Haaren erkennt man diese
rebellische Generation".
Nachdem
einige "vernünftige Berliner" vorbeiziehenden Demonstranten
"Arbeitslager und KZ" wünschten, rief eine verzweifelte Studentin:
"Ihr könnt mit denen nicht reden, das ist die Generation von
Auschwitz". Die Studentin ist Gudrun Ensslin, sie gehört später zu den
Gründungsmitgliedern der RAF.
Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Gudrun Ensslin
Der
Bezug zu Berlin ist für mich sehr eng, da ich mich einmal mit den Ansichten
der Studenten voll solidarisiere und ich außerdem im April meine
Hauptschul-Abschlußfahrt ausgerechnet in Berlin verbracht habe. Jedenfalls kann
ich die Wut der Studenten und ihren Haß auf diesen totalitären Polizeistaat
sehr gut nachempfinden.
Nach
der Erschießung von Benno Ohnesorg beginnt in Berlin die Revolte der Studenten.
Rudi Dutschke wird zur Symbolfigur des Protestes gegen die selbstgerechte Moral
der Kriegsgeneration. Medien und Politiker reagieren panisch.
Weitere
Anlässe zum Protest liefern der Krieg in Vietnam und die längst überfällige Hochschulreform.
Die Studenten werden von Wasserwerfern auseinandergetrieben. Mit gesetzwidrigen
Maßnahmen wollen die Regierenden das Demonstrieren verbieten. Die Blätter des
Springer-Verlages schüren "Bürgerkriegsstimmung".
Das neue Lebensgefühl
Aufmüpfig und angepasst,
nachdenklich und lebensfroh
mal geliebt und mal gehasst,
außer Norm ja sowieso.
Revoluzzer und auch Spinner
ohne jede Religion,
mal Verlierer mal Gewinner
verachtet und selbst voller Hohn.
Ehrgeizig und tolerant
stur geradeaus zum Ziel,
mit dem Kopf auch durch die Wand
Erfahrung sammeln heißt das Spiel.
Was ist denn der Sinn des Lebens?
Diese Frage ist nicht neu.
Viele suchen oft vergebens
die Stecknadel in all dem Heu.
Die Antwort liegt in der Erfahrung
deiner Wünsche hier auf Erden.
Erinnerung - ist Offenbarung
und lässt dein Leben sinnvoll werden.
Du selbst erschaffst dir dann das Leben
in dem dein Körper fühlen soll
wonach deine Wünsche streben
und das ist einfach wundervoll.
Die
"Kommune 1" lehrt die "anständigen Deutschen" das Gruseln.
Die angeblichen Bombenleger lassen sich nackt ablichten, stören mit harmlosen
Späßen öffentliche Zeremonien und versuchen den kollektiven Beischlaf. Der
Sex-Sozialismus scheitert, als Rainer Langhans das Fotomodell Uschi Obermaier
nicht mit den Genossen teilt.
Für
mich war dieses Ende des "Sex-Sozialismus" klar, der Spruch "wer
zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment" ist für mich
genauso menschenverachtend wie dieses System.
Die Medien laufen Amok gegen diesen Hort der
Unanständigkeit. Wo angeblich hemmungsloser Sex ist, da vermutet man auch
mörderische Gewalt. Blindheit und Opportunismus der Macht, bringen den Staat
und die "braven Deutschen" um Vernunft und Gewissen.
Die
Bild-Zeitung titelt: "Vergast Rudi Dutschke".
Am
11 April 1968 wird sich dieser Wunsch, auf eine andere Weise erfüllen. Dutschke
wird dann niedergeschossen. Der Attentäter hatte die Verteufelungen der
Bild-Zeitung ernst genommen. Die Studenten werden mit weiteren Protesten gegen
den Springer-Konzern antworten, doch dazu mehr im Jahre 1968.
Am
12 Juli werde ich mit 9. Schuljahr Volksschulabschluß aus der katholischen
Volksschule Marienstraße entlassen. Notenschnitt. 3,06 also glattes
"befriedigend". Allerdings ist die 5 in Physik die Quittung für mein
Desinteresse und gleichzeitig der Beweis für die Unfähigkeit der Lehrer uns
etwas beibringen zu können. Dies wird gerade an meinem späteren Berufs-weg
überdeutlich.
Abschließende
Betrachtung:
In der Volksschule Begau haben wir einige Dinge gelernt
die für das Leben wichtig sein mögen. Die pädagogischen Fähigkeiten des
Lehrpersonals stufe ich trotzdem eher als „schlecht“ ein. Es wurde noch viel
geschlagen und auch sonst hielt der Strafkatalog viele Möglichkeiten bereit.
Deutlich waren bei einigen noch die alten NS-Verhaltensweisen zu erkennen. Es
empfiehlt sich die Geschichte abzuhaken und schnell zu vergessen.
Mein
Vater eröffnet mir, daß ich ab August eine Lehre zum Starkstromelek-triker beim
EBV beginnen muss. Er hat dies, als guter Demokrat, einfach über meinen Kopf
weg entschieden. Eigentlich ist es mir scheißegal was ich im Anschluß an die
Schule machen werde, ich habe keine besonderen Nei-gungen, deshalb lasse ich
diesen Zwang, in einen nicht von mir ausdrücklich gewünschten Beruf gedrängt zu
werden, ohne großes Murren zu.
Ob
diese Wahl richtig ist, bei meinen Voraussetzungen (5 in Physik, 4 in Mathe)
muß die Zukunft zeigen.
Am
1. August fange ich mit der Lehre zum Starkstromelektriker beim EBV in Alsdorf
an.
Die
Ausbildung beim EBV bringt für mich (einmal von den Lerninhalten abgesehen)
nichts neues.
Die
Erziehungsstrukturen sind, wie zu Hause auch, faschistisch geprägt und in der
Gewaltausübung hierarchisch verpackt.
Im
großen und ganzen hat man das Maul zu halten und sich in allem unter-zuordnen.
Die Leistungszwänge werden bewußt auf ein Maximum geschraubt um uns zu
beschäftigen und ruhig zuhalten. Die preußischen Tugenden werden wie zu Hause
auch akribisch eingehalten und bei Nichteinhaltung je nach Willkür mehr oder
weniger bestraft.
Durch
diese spiegelbildlichen Gegebenheiten der autoritären Formierung zwischen Heim
und Arbeit, fällt mir der Anpassungsprozeß zunächst nicht allzuschwer, jedoch
die Arbeit ist für mich ohne erkennbaren Sinn, da Kreativität und
Eigeninitiative nicht gewünscht, sondern sogar untergraben wer-den.
Zu
allem Unglück, setzt sich die religiöse Erziehung auch in der Berufsschule
fort. Obwohl laut Grundgesetz die Religionsfreiheit- und wahl gewährt ist,
versucht die abendländisch-christliche Gesellschaft uns nun sogar im Beruf zu
bevormunden.
Mit
welcher Freude ich meine Ausbildung anfange, sei an diesen wenigen Punkten
erläutert.
Positiv
an der ganzen Sache ist nur, daß ich mit meinen Einstellungen nicht alleine
bin. Abgesehen von ein paar Zwangsangepaßten empfindet die überwiegende
Mehrheit der Jugendlichen genauso wie ich. Diese gemein-samen Ansichten werden
außerhalb des Machtbereiches aller Erziehungs-systeme, abends in der Disco,
vertieft. Es bilden sich Cliquen in denen die Themen: Erziehung, politische-
und gesellschaftliche Neuordnung, sexuelle Befreiung und die Studentenrevolte
heiß diskutiert werden.
Für
mich ist dies eine völlig neue Erfahrung. Man respektiert den Anderen und nimmt
ihn ernst. Die andere neue Erfahrung die ich in der Disco mache ist, man kann
tollen Spaß zusammen haben, weil die gesellschaftlichen Zwänge in der Disco
nicht existieren. Die Welt, die wir Jugendliche uns hier bilden, ist frei von
Machtdenken, Zwängen und Kontrollen. Soweit niemand zu Schaden kommt, ist
eigentlich alles erlaubt. Das beste ist, die Erwachsenen trauen sich hier nicht
hin.
In
der Öffentlichkeit werden Gammler in Haltung und Kleidung lebendiger Protest.
Ungepflegt und teilweise heruntergekommen, stören sie das bürgerliche
Sauberkeitsempfinden. Ihr langes Haar attackiert das Image vom männlichen Mann
mit Familie, Haus, Besitz und Erfolg. Die Gammler provozieren Bürger und
Bürgerlichkeit, indem sie einfach als ihr Gegenbild existieren, ohne Arbeit und
Autorität, bettelnd und parasitär, von den Abfällen der kritisierten
Leistungsgesellschaft lebend, faul, unsauber, unor-dentlich, ohne feste Bindung
und klare Richtung.
Obwohl
ich mich mit diesen Ansichten nicht ganz identifizieren kann, (die Voraussetzungen hätte ich, ich besitze
auch nur eine Hose) finde ich diese Form des Protestes gut.
Meiner
Ansicht nach liegt eine neue Form des Lebensgefühl´s zwischen den Extremen des
spießigen Bürgertums und der Lebensweise der Gammler.
Die
drop-out- Bewegung der Hippies, mit ihrem missionarischen Eifer, "alle
willigen Menschen zu gleichem Tun zu bewegen, und der Wille, der negativen Welt
ein positives Gegenbild vorzuführen" gefällt mir da schon besser.
In
einer Welt, in der nur noch äußerliche, materielle Dinge wie Geld und
Status-Symbole zu zählen scheinen, sucht der Hippie das
"Authentische" des Menschen, sein Selbst, seine Identität. An der
Spitze seiner Werte-hierarchie steht die Liebe.
Dieser
Begriff der Liebe ist nicht egozentrisch ausgerichtet, sondern zielt auf eine
antiautoritäre und enthierarchisierte Welt- und Wertordnung, ohne
Klassenunterschiede, Leistungsnormen, Unterdrückung, Grausamkeit und Krieg.
Mit
diesen Ansichten der "Blumenkinder" kann ich mich noch am besten
identifizieren. Nachdem ich von Oma Otti mit dem entsprechenden Outfit
ausgerüstet wurde (Schlaghose, Rüschen-Hemd, Brokat-Krawatte) sehe ich zum
erstenmal mit froher Erwartung in die Zukunft.
Meine
Einstellung und mein Äußeres sowie meine Gefühle und Bedürfnisse befinden sich
im Einklang, in Übereinstimmung, dies gibt mir erstmals das Gefühl von
Autonomie.
Die
Herausbildung des gegenkulturellen Protests gegen die industrielle Leistungs-
und Konsumgesellschaft ist an einen immanenten Widerspruch kapitalistischer
Vergesellschaftung gebunden;
Sie
ist einerseits von Selbstdisziplin, Pflichtbewußtsein und
Leistungsbereit-schaft abhängig, untergräbt andererseits - in beschleunigtem
Maße - die soziokulturelle Basis dieser traditionell-bürgerlichen Tugenden. Das
liegt zum einen darin begründet, daß sie im Maß der fortschreitenden
Industrialisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse die überkommenen
Lebensformen, Moral und Glaubensvorstellungen umwälzt und in ihrer Geltung
erschüttert; das liegt zum anderen an der mit der Mechanisierung und
Automatisierung der Produktion verbundenen Sinnentleerung der Arbeit, mehr noch
und komplementär dazu an der Aufwertung des Konsums.
Die
von der Konsumgesellschaft, von der Werbung stimulierten Bedürfnisse nach
Liebe, Zärtlichkeit, Sexualität, Anerkennung, Freiheit, Abenteuer treten in
sichtbaren und fühlbaren Widerspruch zur langweilig-spießbürgerlichen Routine
von Arbeit und Familie, zum "puritanischen" Pflicht- und
Leistungsethos, zur moralinsauren Tugend des Verzichts und des Gehorsams.
Ihren
ersten und unmittelbarsten Austausch findet diese widersprüchliche Erfahrungs-
und Sozialisationslage im Rock´n Roll, in der neuen Musik der Beatles und
Rolling-Stones und einer ganzen schnellebigen Generation von Rock-Stars und
Rockbands.
Der
Rock´n Roll bezeichnet den Beginn der Revolution. Die Beatles stehen dabei nur
für eine Variante der Rebellion.
Eine
härtere Variante des subkulturellen Protestes sind die, den Werten aus dem
Arbeitermilieu - aggressive Männlichkeit, Härte, körperliche Direktheit -
verpflichteten Subkulturen, so vor allem die Rocker.
Diese
armen, falsch erzogenen Menschen (die den Schritt zur Autonomie nicht geschafft
haben) wollen auf der allgemeinen Rebellionswelle nur die von ihren Eltern
anerzogenen faschistischen Gefühle ausleben, straff organisiert mit einem
Führer und ausschließlich der Gewalt verschrieben. Jedoch können diese Rocker relativ leicht kriminalisiert werden
und bleiben damit politisch folgenlos.
All
diese Überlegungen drückt der Song "Wild Thing" (wilde Gedanken) von der englischen
Rockgruppe "The Troggs" gut aus.
Chart´s 1967
1.
Frag nur dein Herz Roy
Black
2. Meine Liebe zu dir Roy Black
3. Ha, Ha said the clown Manfred
Mann
4. Puppet´s on a string Sandie Shaw
5. San Franzisco Scott Mc Kenzie
6. Penny Lane Beatles
7. Okay Dave
Dee
8. Ich sprenge alle Ketten Ricky
Shayne
9. Dear Mrs. Applebee David
Garrick
10. All you need is love Beatles
Deutscher
Fussballmeister in der Saison 1966/67 Eintracht Braunschweig.
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