Mittwoch, 10. Februar 2016

Ausschnitt aus meiner Autobiografie. Das Jahr 1967 zeigt die versponnen, radikalen Gedanken eines damals 15 jähringen Teenagers.




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Das Jahr, der schönsten Musik. Flower Power-Zeit. Make love, not war. Schlag-und Blümchen-Hosen. Aber auch das Jahr, welches meine politische Meinungsbildung für lange Zeit (vielleicht sogar für immer) bestimmen wird.





Es ist eines der kreativsten Beatles-Jahre. Mit folgenden Songs erfreuten sie die Jugend in diesem Jahr:

"Strawberry  fields forever", "Penny lane", "Sgt. Pepper", "With a little help from my friends", "Lucy in the sky", "A day in the Life", "All you need is love", "I am the walrus", "Hello, Goodbye", "The fool on the hill" und "Magical Mystery Tour"

Obwohl alle diese Lieder Meisterwerke ihrer Art sind, gefallen mir persönlich "All you need is love" und "Hello, Goodbye" am besten.

"All you need is love" ist praktisch der Song auf den die gesamte Flower-Power-Bewegung gewartet hat. Er trifft mitten ins Herz der beginnenden Hippie-Zeit. Die spielerischen Gegensätze in "Hello, Goodbye" zielen genau auf den Nerv der Jugend, dieses hin-und hergerissen sein zwischen Kind und Erwachsenem.

Auch die Rolling-Stones bleiben in diesem Jahr nicht untätig. Ihre Hits sind:
"She´s a rainbow", "Ruby tuesday", "Let´s spend the night together",  "We love you" und "2000 light years from home". Diese Lieder stehen den Beatles-Songs in nichts nach.

Besonders nahe geht mir das Lied "We love you", weil es direkt an uns Fans gerichtet ist. Die Schritte und die zufallende Kerkertür weisen auf eine kurze Inhaftierung der Rolling-Stones hin, wegen Rauschgift-Besitzes.

Arnold lane, See Emely play, Ich beginne mich für die Gruppe Pink Floyd zu interessieren. The WHO erfreuen uns mit: Pictures of Lily, I can see for miles und who are you. Hey Joe von Jimi Hendrix.

Disco Begau: Wüllenweber.   Am Dreieck wurde aus der Kneipe Kellenter eine neue Disco mit dem Namen Studio Dreieck gemacht.

Dieses Lokal soll für die nächsten 4 Jahre mein zweites Zuhause werden.

6 Tage Krieg Israel - Ägypten. Prof. Barnard verpflanzt ein Herz. Adenauer stirbt. Cassius Clay wegen Wehrdienstverweigerung für 5 Jahre in den Knast. Oswalt Kolle-Filme, sexuelle Aufklärung ohne Tabu´s.

Am 2 Juni wird bei einer Anti-Schah-Demo der Student Benno Ohnesorg von dem übereifrigen Kriminalobermeister der politischen Polizei, Karl-Heinz Kurras, in Berlin erschossen. 

Den schwerverletzten Benno versorgt als erste die Studentin Friederike Hausmann. Sie erinnert sich: " An diesem Abend war ich zunächst bei einer Veranstaltung der FU in Dahlem. Es sprach der Exil-Iraner Bahman Nirumand. Er erzählte vom Alltag unter der Diktatur des Schahs, von der Brutalität seiner Polizei, von Folter und Mord.


Am Ende der Veranstaltung wurde zur Demonstration gegen diesen Potentaten in seiner Phantasieuniform aufgerufen. Nirumand beendete unter tosendem Beifall seinen Vortrag".

"Viele Demonstranten, auch ich, fuhren nun mit der U-Bahn zur Oper. Bauzäune und Gitter machten es den Demonstranten unmöglich zur Oper vorzudringen. Nach einer Weile forderte die Polizei uns auf, den Gehsteig zu räumen. Kein Mensch folgte dieser Aufforderung. Plötzlich rissen die Polizisten die Bauzäune weg und schlugen auf alles ein, was ihnen in den Weg kam".

"Es brach eine unvorstellbare Panik aus. Die Polizisten kamen mit ihren Knüppeln hinter uns her. Ich rannte mit vielen anderen in die Krumme-Straße. Plötzlich sah ich jemanden vor mir liegen. Er war offensichtlich am Kopf verletzt, es rann Blut heraus. Ich leistete "Erste Hilfe" wurde jedoch dabei von zwei Polizisten weggerissen. Ich schrie die Polizisten an, sie sollen einen Krankenwagen holen".

"Der Krankenwagen kam dann auch ziemlich schnell. Um mich kümmerte sich keiner mehr, deshalb lief ich mit meinen blutverschmierten Händen weiter in Richtung Ku´damm. Ich stand völlig unter Schock. Auf dem Ku´damm traf ich mehrere Freunde. Ich erzählte ihnen was geschehen war".

"Als wir abends nach Hause kamen, fühlten wir uns wie Heimkehrer aus einer gefährlichen aber gerechten und edlen Mission. Jeder erzählte zigmal seine Erlebnisse, und immer größer wurden unsere Wut und unser Haß gegen dieses System".

"In den Nachrichten hieß es, ein Polizist sei erstochen worden. Erst spät in der Nacht wurde die Wahrheit zugegeben. Der junge Mann "Benno Ohnesorg" war von einem Polizisten erschossen worden. Sofort am nächsten morgen ging ich zum Republikanischen Club und stellte mich als Zeugin zur Verfügung."

Der für die Polizei zuständige Senatsrat Prill muß zugeben, daß er folgendes angekündigt hatte für den Fall, "wenn Studenten in der Stadt demonstrieren". Zitat: "Dann kriegen sie eins mit dem Knüppel über den Kopf, das ist dann ein gutes Übungsfeld für unsere Polizeibeamten".

Nach erfolgreicher Beendigung des "Knüppeleinsatzes" begann dann die Aktion mit dem Codenamen "Füchsejagen". Greiftrupps der Polizei, aber auch Beamte in Zivil und "persische Geheimdienstler" machten in den umliegende Straßen Jagd auf Menschen "die wie Studenten aussahen". Die Beamten waren äußerst erregt, da über Lautsprecher wiederholt die falsche Nachricht verbreitet wurde, Demonstranten hätten einen Polizisten erstochen.

Zitat des Mörders auf Staatsbefehl, Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras: "Nach einer Festnahme sah ich mich von Studenten umringt. Ich zog meine Pistole und entsicherte sie. Andere Uniformierte kamen mir zu Hilfe. Wir verfolgten gemeinsam einen nun in Panik flüchtenden Demonstranten, der durch sein aufgeregtes Verhalten vorher schon aufgefallen war. Wir stellten ihn und schlugen auf ihn ein, bis er am Boden lag. Ich hielt immer noch meine entsicherte Pistole in der Hand. Aus der Pistole löste sich ein Schuß, der den Überwältigten in den Kopf traf. Wir ließen den leblosen Körper auf dem Pflaster liegen und setzten wieder Fliehenden nach".

Benno Ohnesorg, 26 Jahre alt. Student der Germanistik und Romanistik, engagierter Christ und Pazifist, starb kurz nach der Einlieferung in das Krankenhaus an der Schußverletzung.

Am 3. Juni verbreitet der regierende Bürgermeister von Berlin, der Sozialde-mokrat und Pastor, Heinrich Albertz: "Die Geduld der Stadt ist am Ende". Noch am selben Tag werden Schnellgerichte eingerichtet und ein gene-relles Demonstrationsverbot erlassen. Die Berliner Regierung reagiert auf eine Demonstration wie die Militär-Junta einer Bananenrepublik. Nicht die radikalen Studenten, sondern der Berliner Senat wird zu einer Bedrohung für die Verfassung.

Auf Druck der Öffentlichkeit muß Heinrich Albertz schließlich zurücktreten. Zitat: "Ich gestehe ein, daß ich am schwächsten war, als ich am härtesten gehandelt habe". Einige Tage später erlebt man in Heinrich Albertz einen Mann, der über sich selbst geschockt ist. Er kann es kaum fassen, wie ihn seine Blindheit und seine Macht um jegliche Vernunft und Gewissen gebracht hatten.



Sein Nachfolger, der schwerversehrte, immer noch schneidige Frontsoldat und Sozialdemokrat Klaus Schütz, ist frei von solchen Skrupeln. Im Chor mit der Springer-Presse eskaliert er die "Kampagne gegen die Studenten" bis zur Progromhetze. Er erklärte den "anständigen Berlinern" :" die staatsfeindlichen Studenten sind schon an ihrem Äußeren zu erkennen. Ihr müßt ihnen genau ins Gesicht sehen. An ihren langen Haaren erkennt man diese rebellische Generation".

Nachdem einige "vernünftige Berliner" vorbeiziehenden Demonstranten "Arbeitslager und KZ" wünschten, rief eine verzweifelte Studentin: "Ihr könnt mit denen nicht reden, das ist die Generation von Auschwitz". Die Studentin ist Gudrun Ensslin, sie gehört später zu den Gründungsmitgliedern der RAF.







Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Gudrun Ensslin



Der Bezug zu Berlin ist für mich sehr eng, da ich mich einmal mit den Ansichten der Studenten voll solidarisiere und ich außerdem im April meine Hauptschul-Abschlußfahrt ausgerechnet in Berlin verbracht habe. Jedenfalls kann ich die Wut der Studenten und ihren Haß auf diesen totalitären Polizeistaat sehr gut nachempfinden.

Nach der Erschießung von Benno Ohnesorg beginnt in Berlin die Revolte der Studenten. Rudi Dutschke wird zur Symbolfigur des Protestes gegen die selbstgerechte Moral der Kriegsgeneration. Medien und Politiker reagieren panisch.

Weitere Anlässe zum Protest liefern der Krieg in Vietnam und die längst überfällige Hochschulreform. Die Studenten werden von Wasserwerfern auseinandergetrieben. Mit gesetzwidrigen Maßnahmen wollen die Regierenden das Demonstrieren verbieten. Die Blätter des Springer-Verlages schüren "Bürgerkriegsstimmung".

Das neue Lebensgefühl

Aufmüpfig und angepasst,
nachdenklich und lebensfroh
mal geliebt und mal gehasst,
außer Norm ja sowieso.

Revoluzzer und auch Spinner
ohne jede Religion,
mal Verlierer mal Gewinner
verachtet und selbst voller Hohn.

Ehrgeizig und tolerant
stur geradeaus zum Ziel,
mit dem Kopf auch durch die Wand
Erfahrung sammeln heißt das Spiel.

Was ist denn der Sinn des Lebens?
Diese Frage ist nicht neu.
Viele suchen oft vergebens
die Stecknadel in all dem Heu.

Die Antwort liegt in der Erfahrung
deiner Wünsche hier auf Erden.
Erinnerung   -   ist Offenbarung
und lässt dein Leben sinnvoll werden.

Du selbst erschaffst dir dann das Leben
in dem dein Körper fühlen soll
wonach deine Wünsche streben
und das ist einfach wundervoll.



Die "Kommune 1" lehrt die "anständigen Deutschen" das Gruseln. Die angeblichen Bombenleger lassen sich nackt ablichten, stören mit harmlosen Späßen öffentliche Zeremonien und versuchen den kollektiven Beischlaf. Der Sex-Sozialismus scheitert, als Rainer Langhans das Fotomodell Uschi Obermaier nicht mit den Genossen teilt.




Für mich war dieses Ende des "Sex-Sozialismus" klar, der Spruch "wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment" ist für mich genauso menschenverachtend wie dieses System.
Die Medien laufen Amok gegen diesen Hort der Unanständigkeit. Wo angeblich hemmungsloser Sex ist, da vermutet man auch mörderische Gewalt. Blindheit und Opportunismus der Macht, bringen den Staat und die "braven Deutschen" um Vernunft und Gewissen.

Die Bild-Zeitung titelt: "Vergast Rudi Dutschke".



Am 11 April 1968 wird sich dieser Wunsch, auf eine andere Weise erfüllen. Dutschke wird dann niedergeschossen. Der Attentäter hatte die Verteufelungen der Bild-Zeitung ernst genommen. Die Studenten werden mit weiteren Protesten gegen den Springer-Konzern antworten, doch dazu mehr im Jahre 1968.

Am 12 Juli werde ich mit 9. Schuljahr Volksschulabschluß aus der katholischen Volksschule Marienstraße entlassen. Notenschnitt. 3,06 also glattes "befriedigend". Allerdings ist die 5 in Physik die Quittung für mein Desinteresse und gleichzeitig der Beweis für die Unfähigkeit der Lehrer uns etwas beibringen zu können. Dies wird gerade an meinem späteren Berufs-weg überdeutlich.

Abschließende Betrachtung:

In der Volksschule Begau haben wir einige Dinge gelernt die für das Leben wichtig sein mögen. Die pädagogischen Fähigkeiten des Lehrpersonals stufe ich trotzdem eher als „schlecht“ ein. Es wurde noch viel geschlagen und auch sonst hielt der Strafkatalog viele Möglichkeiten bereit. Deutlich waren bei einigen noch die alten NS-Verhaltensweisen zu erkennen. Es empfiehlt sich die Geschichte abzuhaken und schnell zu vergessen.



Mein Vater eröffnet mir, daß ich ab August eine Lehre zum Starkstromelek-triker beim EBV beginnen muss. Er hat dies, als guter Demokrat, einfach über meinen Kopf weg entschieden. Eigentlich ist es mir scheißegal was ich im Anschluß an die Schule machen werde, ich habe keine besonderen Nei-gungen, deshalb lasse ich diesen Zwang, in einen nicht von mir ausdrücklich gewünschten Beruf gedrängt zu werden, ohne großes Murren zu.

Ob diese Wahl richtig ist, bei meinen Voraussetzungen (5 in Physik, 4 in Mathe) muß die Zukunft zeigen.



Am 1. August fange ich mit der Lehre zum Starkstromelektriker beim EBV in Alsdorf an.

Die Ausbildung beim EBV bringt für mich (einmal von den Lerninhalten abgesehen) nichts neues.

Die Erziehungsstrukturen sind, wie zu Hause auch, faschistisch geprägt und in der Gewaltausübung hierarchisch verpackt.

Im großen und ganzen hat man das Maul zu halten und sich in allem unter-zuordnen. Die Leistungszwänge werden bewußt auf ein Maximum geschraubt um uns zu beschäftigen und ruhig zuhalten. Die preußischen Tugenden werden wie zu Hause auch akribisch eingehalten und bei Nichteinhaltung je nach Willkür mehr oder weniger bestraft.

Durch diese spiegelbildlichen Gegebenheiten der autoritären Formierung zwischen Heim und Arbeit, fällt mir der Anpassungsprozeß zunächst nicht allzuschwer, jedoch die Arbeit ist für mich ohne erkennbaren Sinn, da Kreativität und Eigeninitiative nicht gewünscht, sondern sogar untergraben wer-den.

Zu allem Unglück, setzt sich die religiöse Erziehung auch in der Berufsschule fort. Obwohl laut Grundgesetz die Religionsfreiheit- und wahl gewährt ist, versucht die abendländisch-christliche Gesellschaft uns nun sogar im Beruf zu bevormunden.

Mit welcher Freude ich meine Ausbildung anfange, sei an diesen wenigen Punkten erläutert.

Positiv an der ganzen Sache ist nur, daß ich mit meinen Einstellungen nicht alleine bin. Abgesehen von ein paar Zwangsangepaßten empfindet die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen genauso wie ich. Diese gemein-samen Ansichten werden außerhalb des Machtbereiches aller Erziehungs-systeme, abends in der Disco, vertieft. Es bilden sich Cliquen in denen die Themen: Erziehung, politische- und gesellschaftliche Neuordnung, sexuelle Befreiung und die Studentenrevolte heiß diskutiert werden.

Für mich ist dies eine völlig neue Erfahrung. Man respektiert den Anderen und nimmt ihn ernst. Die andere neue Erfahrung die ich in der Disco mache ist, man kann tollen Spaß zusammen haben, weil die gesellschaftlichen Zwänge in der Disco nicht existieren. Die Welt, die wir Jugendliche uns hier bilden, ist frei von Machtdenken, Zwängen und Kontrollen. Soweit niemand zu Schaden kommt, ist eigentlich alles erlaubt. Das beste ist, die Erwachsenen trauen sich hier nicht hin.  



 Make love, not war!   Die Gentlemen bitten zur Kasse. Studentenslogan. Unter den Talaren, der Muff von 1000 Jahren. Che Guevara wird in Bolivien von Truppen erschossen. Er wird zum Symbol und Leitfigur für die revoltierende Jugend.

In der Öffentlichkeit werden Gammler in Haltung und Kleidung lebendiger Protest. Ungepflegt und teilweise heruntergekommen, stören sie das bürgerliche Sauberkeitsempfinden. Ihr langes Haar attackiert das Image vom männlichen Mann mit Familie, Haus, Besitz und Erfolg. Die Gammler provozieren Bürger und Bürgerlichkeit, indem sie einfach als ihr Gegenbild existieren, ohne Arbeit und Autorität, bettelnd und parasitär, von den Abfällen der kritisierten Leistungsgesellschaft lebend, faul, unsauber, unor-dentlich, ohne feste Bindung und klare Richtung.

Obwohl ich mich mit diesen Ansichten nicht ganz identifizieren kann,  (die Voraussetzungen hätte ich, ich besitze auch nur eine Hose) finde ich diese Form des Protestes gut.

Meiner Ansicht nach liegt eine neue Form des Lebensgefühl´s zwischen den Extremen des spießigen Bürgertums und der Lebensweise der Gammler.

Die drop-out- Bewegung der Hippies, mit ihrem missionarischen Eifer, "alle willigen Menschen zu gleichem Tun zu bewegen, und der Wille, der negativen Welt ein positives Gegenbild vorzuführen" gefällt mir da schon besser.

In einer Welt, in der nur noch äußerliche, materielle Dinge wie Geld und Status-Symbole zu zählen scheinen, sucht der Hippie das "Authentische" des Menschen, sein Selbst, seine Identität. An der Spitze seiner Werte-hierarchie steht die Liebe.

Dieser Begriff der Liebe ist nicht egozentrisch ausgerichtet, sondern zielt auf eine antiautoritäre und enthierarchisierte Welt- und Wertordnung, ohne Klassenunterschiede, Leistungsnormen, Unterdrückung, Grausamkeit und Krieg.

Mit diesen Ansichten der "Blumenkinder" kann ich mich noch am besten identifizieren. Nachdem ich von Oma Otti mit dem entsprechenden Outfit ausgerüstet wurde (Schlaghose, Rüschen-Hemd, Brokat-Krawatte) sehe ich zum erstenmal mit froher Erwartung in die Zukunft.

Meine Einstellung und mein Äußeres sowie meine Gefühle und Bedürfnisse befinden sich im Einklang, in Übereinstimmung, dies gibt mir erstmals das Gefühl von Autonomie.

Die Herausbildung des gegenkulturellen Protests gegen die industrielle Leistungs- und Konsumgesellschaft ist an einen immanenten Widerspruch kapitalistischer Vergesellschaftung gebunden;

Sie ist einerseits von Selbstdisziplin, Pflichtbewußtsein und Leistungsbereit-schaft abhängig, untergräbt andererseits - in beschleunigtem Maße - die soziokulturelle Basis dieser traditionell-bürgerlichen Tugenden. Das liegt zum einen darin begründet, daß sie im Maß der fortschreitenden Industrialisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse die überkommenen Lebensformen, Moral und Glaubensvorstellungen umwälzt und in ihrer Geltung erschüttert; das liegt zum anderen an der mit der Mechanisierung und Automatisierung der Produktion verbundenen Sinnentleerung der Arbeit, mehr noch und komplementär dazu an der Aufwertung des Konsums.

Die von der Konsumgesellschaft, von der Werbung stimulierten Bedürfnisse nach Liebe, Zärtlichkeit, Sexualität, Anerkennung, Freiheit, Abenteuer treten in sichtbaren und fühlbaren Widerspruch zur langweilig-spießbürgerlichen Routine von Arbeit und Familie, zum "puritanischen" Pflicht- und Leistungsethos, zur moralinsauren Tugend des Verzichts und des Gehorsams.

Ihren ersten und unmittelbarsten Austausch findet diese widersprüchliche Erfahrungs- und Sozialisationslage im Rock´n Roll, in der neuen Musik der Beatles und Rolling-Stones und einer ganzen schnellebigen Generation von Rock-Stars und Rockbands.

Der Rock´n Roll bezeichnet den Beginn der Revolution. Die Beatles stehen dabei nur für eine Variante der Rebellion.

Eine härtere Variante des subkulturellen Protestes sind die, den Werten aus dem Arbeitermilieu - aggressive Männlichkeit, Härte, körperliche Direktheit - verpflichteten Subkulturen, so vor allem die Rocker.

Diese armen, falsch erzogenen Menschen (die den Schritt zur Autonomie nicht geschafft haben) wollen auf der allgemeinen Rebellionswelle nur die von ihren Eltern anerzogenen faschistischen Gefühle ausleben, straff organisiert mit einem Führer und ausschließlich der Gewalt verschrieben.  Jedoch können diese Rocker relativ leicht kriminalisiert werden und bleiben damit politisch folgenlos.

All diese Überlegungen drückt der Song "Wild Thing"  (wilde Gedanken) von der englischen Rockgruppe "The Troggs" gut aus.

Chart´s 1967

         1. Frag nur dein Herz                       Roy Black
     2. Meine Liebe zu dir                        Roy Black
     3. Ha, Ha said the clown                    Manfred Mann
     4. Puppet´s on a string                    Sandie Shaw
     5. San Franzisco                              Scott Mc Kenzie
         6. Penny Lane                             Beatles
            7. Okay                                  Dave Dee
         8. Ich sprenge alle Ketten                    Ricky Shayne
     9. Dear Mrs. Applebee                     David Garrick
         10. All you need is love                      Beatles


Deutscher Fussballmeister in der Saison 1966/67 Eintracht Braunschweig.


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