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Winterurlaub
in Fischen, bei Reiser, Fischen-Berg. 4. Fischen-Urlaub.
Micha
lernt sich selbst das Skifahren. Es liegt sehr viel Schnee.
Am Eisstadion in Oberstdorf wird fleißig gebaut.
Wir alle fangen mit
Ski-Langlauf an, es macht großen Spaß.
Weniger
Spaß macht ein Ausflug zur Zugspitze. Wegen Schneesturm, hängen Micha und ich
für ca. 2 Std. im Schneeferner-Haus fest.
Danach
können wir endlich mit der Eibsee-Kabinenbahn ins Tal zurück wo meine Frau
sorgenvoll gewartet hat.
Im
März können wir uns einige Wohnungen ansehen, die der EBV uns anbietet. Wir
entscheiden uns für eine neu renovierte Wohnung in Mariadorf
Neulütticher-Straße und ziehen im April um.
An
den Wochenenden darf ich als Elektrosteiger nun bereits die Aufsicht über die
Wochenendarbeiten der Elektriker und die Arbeiten im Kontibetrieb des
Kesselhauses übernehmen. Meistens verfahre ich dabei die Samstag-Frühschicht (8
Std) und beaufsichtige dabei die Arbeiten der Elektriker. Anschließend habe ich
dann Bereitschaftsdienst bis zum Beginn der Frühschicht am Montag. Oft habe ich
auch zusätzlich die Sonntag-Frühschicht verfahren an denen meist
Reparaturarbeiten durch die Elektriker vorgenommen wurden.
Wenn in den Zeiten
nach der Samstags und Sonntags-Frühschicht irgendeine Störung auftrat wurde ich
per Telefon oder Piepser von der Grubenwarte informiert. In diesen Zeiten war
ich dann auf mich alleine gestellt denn von den Elektrikern war dann nur ein
Mann pro Schicht anwesend.
Die Aufsicht an einem kompletten Wochenende ist schon eine große Herausforderung.
Bei allem was passiert oder bei besonderen Vorkommnissen wirst du als Bereit-schaftsdiensthabender als erstes angerufen. Alle Entscheidungen, wie es dann weitergeht, triffst du eigenverantwortlich.
Die andere Seite dieses Wochenenddienstes ist, man verdient im aktuellen Monat eine Menge mehr (durch die Überarbeits-Zulagen) und tut gleichzeitig enorm viel für die spätere Rente (da der Rentenbeitrag ja prozentual vom Bruttolohn abgezogen wird). Durch diese Tatsache liegst du weit über dem Normalverdienst und schaffst dir so die absolut wichtigen Eckpunkte für die Rente.
Am
12 Mai, stirbt mein Opa (10. Februar 1902). Ich bin sehr traurig. Mein Opa war sein Leben lang
Bergmann, zuerst im Saarland und zuletzt hatte er auf Maria Hauptschacht Untertage
gearbeitet. Lange Jahre war er auch im Betriebsrat (aber nicht freigestellt).
Ich habe mich immer sehr gut mit ihm verstanden. Lange Zeit durfte ich auch bei
meinen Großeltern in der Freiheitsstraße 4 wohnen wegen der Krankheit meiner Mutter (Multiple Sklerose).
Ich bin, wenn man es zusammenrechnet, viele Monate bei den Großeltern aufgewachsen.
Olympia
in Moskau wird boykottiert. Reagen wird
Präsident.
Im
August wird Micha in der Martin Luther-Schule in der Poststraße eingeschult. Er
ist jetzt Schüler der Schule, in die ich selbst gerne gegangen wäre.
Im
Oktober fahre ich für eine Woche nach Villigst/Schwerte zu einem
Führungsseminar. Dieses Führungsseminar wird von der Kommende „Gemeinsame Sozialarbeit der Konfessionen
im Bergbau“ durchgeführt. Dementsprechend sehe ich der Veranstaltung eher
kritisch entgegen. Die Teilnehmer des Seminars sind vorwiegend aus den
Bereichen Aachener Steinkohlenbetriebe und aus verschiedenen Zechen im
Ruhrgebiet und nur Steiger, Reviersteiger oder Fahrsteiger.
Moderatoren
und Vortragende sind ein Dipl.-Volkswirt, ein Dipl.-Sozialwirt, ein
Betriebsdirektor, ein Abteilungsleiter, der Bergwerksdirektor der Zeche Zoll
Verein sowie letztlich ein evangelischer Pfarrer und ein katholischer Domvikar.
Ich
bin überrascht, dass es keine Versuche der Beeinflussung auf kirchlischer Ebene
gibt. Es geht vielmehr um das allgemeine Menschenbild und das eigene Selbstbild
im Besonderen. Die Frage „wer bin ich“ steht absolut im Mittelpunkt. Abgeleitet
aus der eigenen Erkenntnis soll ein humanistischer Führungsstil das Ziel des
Seminars sein. Am Ende kristallisiert sich der „kooperative Führungsstil“ als
gewünschter Führungsstil der Teilnehmer heraus. Durch die Wertschätzung des
Mitarbeiters wird der bisher praktizierte autoritäre Führungsstil mit und mit
sein Ende finden.
Insgesamt
haben 27 Personen an dem Seminar teilgenommen. Diese Zahl lässt auf eine rasche
Umsetzung in den Betrieben hoffen.
Nach einer speziellen Vorgehensweise der Bewertung von persönlichen Eigenschaften kristalisiert sich für mein Führungsverhalten ein Punkt im zweiten Quadranten des Koordinatensystems heraus. In etwa zeigt dieser Punkt gleichstarke autonome wie auch ordnungsorientierte Verhaltensweisen. Noch scheint es mir an Kooperation und Kreativität etwas zu mangeln.
Micha
wird sieben. In der Schule klappt es erwartungsgemäß sehr gut. Die Lehrer
erklären uns, daß er zur Spitzengruppe der Schüler zählt. Das freut uns
natürlich.
Vom
25.11 bis 6.12 mache ich meine zweite Wehr-Reserve-Übung in Ahlen/Westfalen.
8.
Dezember, John Lennon wird von einem irrsinnigen Fanatiker in New York vor dem
Dakota Haus erschossen. Welche Ironie, einer der intellektuellsten Musiker der
Neuzeit wird von einem Dummkopf getötet.
Die
Jugend der Welt trauert, Hello Goodbye. Ich verstehe nicht, wieso es
immer
die besten treffen muss. Die Lebenszeit ist doch sehr ungerecht verteilt.
Die Aussagen von John Lennon haben gerade heute eine ganz aktuelle Bedeutung.
Alfred
Hitchcock stirbt und endlich hat es ein Ende mit dem Schah. Es gibt
doch
manchmal noch eine übernatürliche Gerechtigkeit.
Über
Weihnachten bis ins nächste Jahr sind wir wieder in Fischen.
5.
Fischen-Urlaub. Diesmal im Hotel Münchner Kind´l da sonst nichts frei war.
Soviel Schnee haben wir noch nie gesehen. Micha und ich trauen uns auf den
dorfeigenen Buckelwiesenlift, mit Abfahrtskiern.
Wir
wünschen uns im Schein der Fackelläufer, ein gutes neues Jahr.
Meine
betriebliche Beurteilung für das Jahr 1980 nimmt H. Linden vor. Sie lautet:
Herr
Palm zeigt sehr viel Interesse, versucht ihm unbekannte Vorgänge zu ergründen
und führt gestellte Aufgaben zielstrebig zu Ende. Er braucht noch etwas Zeit um
betriebliche Erfahrungen zu sammeln.
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