Mittwoch, 18. November 2015

Autobiografie Seite 29




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Winterurlaub in Fischen, bei Reiser, Fischen-Berg. 4. Fischen-Urlaub.





Micha lernt sich selbst das Skifahren. Es liegt sehr viel Schnee. 
Am Eisstadion in Oberstdorf wird fleißig gebaut. 
Wir alle fangen mit Ski-Langlauf an, es macht großen Spaß.



Weniger Spaß macht ein Ausflug zur Zugspitze. Wegen Schneesturm, hängen Micha und ich für ca. 2 Std. im Schneeferner-Haus fest.
Danach können wir endlich mit der Eibsee-Kabinenbahn ins Tal zurück wo meine Frau sorgenvoll gewartet hat.

Im März können wir uns einige Wohnungen ansehen, die der EBV uns anbietet. Wir entscheiden uns für eine neu renovierte Wohnung in Mariadorf Neulütticher-Straße und ziehen im April um.

An den Wochenenden darf ich als Elektrosteiger nun bereits die Aufsicht über die Wochenendarbeiten der Elektriker und die Arbeiten im Kontibetrieb des Kesselhauses übernehmen. Meistens verfahre ich dabei die Samstag-Frühschicht (8 Std) und beaufsichtige dabei die Arbeiten der Elektriker. Anschließend habe ich dann Bereitschaftsdienst bis zum Beginn der Frühschicht am Montag. Oft habe ich auch zusätzlich die Sonntag-Frühschicht verfahren an denen meist Reparaturarbeiten durch die Elektriker vorgenommen wurden. 

Wenn in den Zeiten nach der Samstags und Sonntags-Frühschicht irgendeine Störung auftrat wurde ich per Telefon oder Piepser von der Grubenwarte informiert. In diesen Zeiten war ich dann auf mich alleine gestellt denn von den Elektrikern war dann nur ein Mann pro Schicht anwesend.

Die Aufsicht an einem kompletten Wochenende ist schon eine große Herausforderung.
Bei allem was passiert oder bei besonderen Vorkommnissen wirst du als Bereit-schaftsdiensthabender als erstes angerufen. Alle Entscheidungen, wie es dann weitergeht, triffst du eigenverantwortlich.
Die andere Seite dieses Wochenenddienstes ist, man verdient im aktuellen Monat eine Menge mehr (durch die Überarbeits-Zulagen) und tut gleichzeitig enorm viel für die spätere Rente (da der Rentenbeitrag ja prozentual vom Bruttolohn abgezogen wird). Durch diese Tatsache liegst du weit über dem Normalverdienst und schaffst dir so die absolut wichtigen Eckpunkte für die Rente.

Am 12 Mai, stirbt mein Opa (10. Februar 1902). Ich bin sehr traurig. Mein Opa war sein Leben lang Bergmann, zuerst im Saarland und zuletzt hatte er auf Maria Hauptschacht Untertage gearbeitet. Lange Jahre war er auch im Betriebsrat (aber nicht freigestellt). Ich habe mich immer sehr gut mit ihm verstanden. Lange Zeit durfte ich auch bei meinen Großeltern in der Freiheitsstraße 4 wohnen wegen der Krankheit meiner Mutter (Multiple Sklerose). Ich bin, wenn man es zusammenrechnet, viele Monate bei den Großeltern aufgewachsen.

Olympia in Moskau wird boykottiert. Reagen  wird Präsident.

Im August wird Micha in der Martin Luther-Schule in der Poststraße eingeschult. Er ist jetzt Schüler der Schule, in die ich selbst gerne gegangen wäre.





Im Oktober fahre ich für eine Woche nach Villigst/Schwerte zu einem Führungsseminar. Dieses Führungsseminar wird von der Kommende  „Gemeinsame Sozialarbeit der Konfessionen im Bergbau“ durchgeführt. Dementsprechend sehe ich der Veranstaltung eher kritisch entgegen. Die Teilnehmer des Seminars sind vorwiegend aus den Bereichen Aachener Steinkohlenbetriebe und aus verschiedenen Zechen im Ruhrgebiet und nur Steiger, Reviersteiger oder Fahrsteiger.
Moderatoren und Vortragende sind ein Dipl.-Volkswirt, ein Dipl.-Sozialwirt, ein Betriebsdirektor, ein Abteilungsleiter, der Bergwerksdirektor der Zeche Zoll Verein sowie letztlich ein evangelischer Pfarrer und ein katholischer Domvikar.




Ich bin überrascht, dass es keine Versuche der Beeinflussung auf kirchlischer Ebene gibt. Es geht vielmehr um das allgemeine Menschenbild und das eigene Selbstbild im Besonderen. Die Frage „wer bin ich“ steht absolut im Mittelpunkt. Abgeleitet aus der eigenen Erkenntnis soll ein humanistischer Führungsstil das Ziel des Seminars sein. Am Ende kristallisiert sich der „kooperative Führungsstil“ als gewünschter Führungsstil der Teilnehmer heraus. Durch die Wertschätzung des Mitarbeiters wird der bisher praktizierte autoritäre Führungsstil mit und mit sein Ende finden.
Insgesamt haben 27 Personen an dem Seminar teilgenommen. Diese Zahl lässt auf eine rasche Umsetzung in den Betrieben hoffen.


Nach einer speziellen Vorgehensweise der Bewertung von persönlichen Eigenschaften kristalisiert sich für mein Führungsverhalten ein Punkt im zweiten Quadranten des Koordinatensystems heraus. In etwa zeigt dieser Punkt gleichstarke autonome wie auch ordnungsorientierte Verhaltensweisen. Noch scheint es mir an Kooperation und Kreativität etwas zu mangeln.

Micha wird sieben. In der Schule klappt es erwartungsgemäß sehr gut. Die Lehrer erklären uns, daß er zur Spitzengruppe der Schüler zählt. Das freut uns natürlich.

Vom 25.11 bis 6.12 mache ich meine zweite Wehr-Reserve-Übung in Ahlen/Westfalen.

8. Dezember, John Lennon wird von einem irrsinnigen Fanatiker in New York vor dem Dakota Haus erschossen. Welche Ironie, einer der intellektuellsten Musiker der Neuzeit wird von einem Dummkopf getötet.
Die Jugend der Welt trauert, Hello Goodbye. Ich verstehe nicht, wieso es
immer die besten treffen muss. Die Lebenszeit ist doch sehr ungerecht verteilt.
Die Aussagen von John Lennon haben gerade heute eine ganz aktuelle Bedeutung.

Alfred Hitchcock stirbt und endlich hat es ein Ende mit dem Schah. Es gibt
doch manchmal noch eine übernatürliche Gerechtigkeit.

Über Weihnachten bis ins nächste Jahr sind wir wieder in Fischen.

5. Fischen-Urlaub. Diesmal im Hotel Münchner Kind´l da sonst nichts frei war. Soviel Schnee haben wir noch nie gesehen. Micha und ich trauen uns auf den dorfeigenen Buckelwiesenlift, mit Abfahrtskiern.

Wir wünschen uns im Schein der Fackelläufer, ein gutes neues Jahr. 





Meine betriebliche Beurteilung für das Jahr 1980 nimmt H. Linden vor. Sie lautet:

Herr Palm zeigt sehr viel Interesse, versucht ihm unbekannte Vorgänge zu ergründen und führt gestellte Aufgaben zielstrebig zu Ende. Er braucht noch etwas Zeit um betriebliche Erfahrungen zu sammeln.





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