Freitag, 13. November 2015

Autobiografie Seite 8






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Am 9. April werde ich in die katholische Volksschule St. Michael in Hoengen-Begau eingeschult.





Die Einschulung läuft problemlos. Die meisten Kinder kenne ich schon aus meiner Kindergartenzeit, so dass nur wenige neue Gesichter hinzukommen. Wir werden für das erste Schuljahr der Klassenlehrerin Frau Abels zugeteilt. 

Kinder an die ich mich auch ohne Klassenbild erinnern kann, sind:

Monika, Hildegard , Gerda, Mathilde, Hanni, Ingrid , Anni, Iris, Ursula, Brigitte, Erika

Norbert, Gerhard, Georg, Leo, Hans-Willi, Dieter, Willi.





Mittlerweile sind wir aus der Zwei-Zimmer-Wohnung im Obergeschoss der Gartenstraße 13 ausgezogen und in den Anbau (der extra neu errichtet wurde) eingezogen. Zunächst sind es zwar auch hier nur zwei Zimmer (Wohnzimmer und Küche) aber es wird an einem Badezimmer gearbeitet und der Stall soll umgebaut werden zu einem Kinderzimmer. Ich schlafe vorerst immer noch oben (in der alten Küche).






Der Schulweg ist nun doppelt so lang wie der Kindergartenweg. Trotzdem ist die Schule, von der Gartenstraße aus, in 10 Minuten zu erreichen. Wie beim Kindergar-tenweg auch geht es zunächst durch die Gasse zwischen Gartenstraße und Michael-straße, dann aber geradeaus über die große Gemeinschaftswiese. Am Ende der Gemeinschaftswiese geht es links auf den Schulhof. Dann an der übel riechenden Toilette vorbei, am Garten der Familie Richterich entlang bis hinter das Ehrenmal (dort stehen die alten, hohen Kastanienbäume). Anschließen setze ich mich meistens auf die Natursteinmauer direkt gegenüber vom Edekageschäft Meier und warte auf den Unterrichtsbeginn.






Ich passe mich dem Schulbetrieb relativ schnell an und fiebere den Pausen entgegen, um mit den Mitschülern zu spielen. Einige der Mädchen erzählen von ihren neuen Hula-Hoop-Reifen. Ansonsten stehen Nachlaufen, Verstecken, Bäumchen wechsele dich und der Kaiser schickt seine Soldaten aus auf dem Pausenspielplan.

Wir haben jetzt auch ein eigenes Fernsehgerät (schwarz-weiß, Farbfernsehen war noch nicht erfunden). Anfang des Jahres konnte ich mir die Mainzelmännchen nur nebenan bei Schneiderwind ansehen.

In der Damenmode bestimmt der aus USA gekommene Petticoat das Modegeschehen in der deutschen Jugend.

Im Fernseher wird gemeldet das ein gewisser Fidel Castro in Kuba die Macht übernommen hat. Obwohl in allen Radiosendungen darüber gesprochen wird kann ich mit den Meldungen nicht viel anfangen. Zusammen mit einem gewissen Che Guevara soll er einen Diktator gestürzt haben und eine Revolution des Volkes herbeigeführt haben. Ich nehme mir vor, den Dingen näher auf den Grund zu gehen. Vor allen Dingen will ich wissen, was an dem Diktator denn so schlecht war.


Im Fernsehen registriere ich, das die Jugend (besonders die Studenten) für diese Revolution sind, wogegen die Älteren die Sache zumindest mit gemischten Gefühlen betrachten.

Noch kann ich nicht ahnen, dass dieser Che Guevara das Vorbild der 68 ér Jugend in Deutschland wird.

Der Tagesablauf stellt sich ungefähr so dar:

7.00 Uhr wecken. Waschen, anziehen, Schultasche packen. 7.30 Uhr Schulweg antreten. 7.45 Uhr mit den Mitschülern sprechen, oder spielen. 8.00 Uhr Schulbeginn. 11.00 Uhr oder 11.45 Uhr Schule zuende. Mit einigen Mitschülern den Heimweg antreten. Zu Hause ankommen. Aufgaben machen. Wenn der Vater nach Hause kommt, essen. Beim Essen habe ich den Mund zu halten, ordentlich zu sitzen und den Teller unbedingt leer zu essen. Nach dem Essen, raus in den Garten oder im Dorf spielen. 18.00 Uhr, wenn die Glocken läuten habe ich wieder in der Wohnung zu erscheinen. Es gibt Abendbrot, anschließend kann ich fernsehen. 20.00 Uhr ab ins Bett. 



Es gibt in der Begau noch keinen Autoverkehr auf den Straßen. Die Straßen sind auch noch nicht geteert. So kommt es, dass ich mich mit meinen 7 Jahren bereits ohne Aufsicht im gesamten Dorf bewegen darf. Ich bin täglich im Dorf unterwegs und es dauert nicht lange da kenne ich mich richtig gut aus in der Begau.

Sehr viel Zeit verbringe ich auch bei meinen Großeltern. Oma und Opa väterlicher Seits wohnen in der Freiheitsstraße 4 in direkter Nähe der Schule. Die Oma mütterlicher Seits wohnt mit uns zusammen in der Gartenstraße 13.

Bei Oma und Opa in der Freiheitsstraße darf ich in der Gartenlaube spielen oder auf den großen Kirschbaum klettern. Wenn im Sommer die Kirschen gepflückt werden sagt Opa immer (scherzhaft) ich soll flöten (damit ich nicht zu viele Kirschen beim pflücken esse). Der Nachbar von Oma und Opa Herr Richterich nimmt mich des öfteren mit auf seine Wanderungen. Meistens geht es zum Broicher Weiher.





In diesem Sommer nimmt Oma Otti mich des öfteren mit zu Tante Anna in die Broicher Siedlung (Leysiedlung). Dort darf ich zusammen mit meinem Vetter Friedel im Garten oder auf dem Schulhof gegenüber spielen.  

Am besten gefällt mir der Weg zur Broicher Siedlung. Wir gehen in der Gartenstraße zuerst bis zur Glück-Auf-Straße, dann links ab bis zur großen Kuhwiese vom Bauern Meisenberg. Danach rechts auf einem Trampelpfad bis zur B1 und dann links auf den Radfahrweg. Hinter den Eisenbahnschienen laufen wir eine ganze Zeit an Feldern vorbei bis wir dann endlich rechts herum die B1 queren und den nächsten Trampelpfad auf sandigem Boden entlanggehen. Rechts und links gibt es hier nur Gebüsch und sehr viel Ginster. In der Nähe des Sportplatzes der Broicher Siedlung wird der Trampelpfad breiter und schließlich erreichen wir die Osterfeldstraße. Noch ein paar Meter und dann sind wir bei Tante Anna.


                                 Stars aus Film und Fernsehen 1959
Elvis Presley, Alice und Ellen Kessler, Karin Baal, Mario Adorf, Vico Torriani, Elke Sommer, Peter Kraus, Cornelia Froboess, Sabine Sinjen, Romy Schneider, Alain Delon, Christine Kaufmann.

Später bin ich den Dingen etwas genauer auf den Grund gegangen.

Rot oder tod:   Fidel Castro vertreibt zwar in Kuba den verhassten                          
                       Diktator Fulgencio Batista und zieht im Triumph in Havanna ein, 
                       umjubelt von der Bevölkerung.
                       Doch der als Befreier gefeierte entwickelt sich sehr
                       schnell selbst zum starrsinnigen Alleinherrscher und                       
                       zwingt der Insel ein sozialistisches System auf
                       ohne Versorgung, Freiheit und Menschenwürde.

Der Fernseh-Sechsteiler " So weit die Füße tragen" schlägt die Fernsehnation in seinen Bann. Es geht um das Schicksal eines deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Leider darf ich keine der Folgen sehen.

Karl-Heinz Köpcke spricht zum erstenmal in der Tagesschau.

 1. Juli, Theodor Heuss geht, der neue Bundespräsident heißt Heinrich              
      Lübke.

29. Juli. Papa muß jetzt auf Mamas Meinung Rücksicht nehmen. Das
      Bundesverfassungsgericht erklärt ein Gesetz von 1957, nach dem in
      Familienfragen bisher der Vater das letzte Wort hatte, für verfas-         
      sungswidrig. In den deutschen Familien ändert sich nach diesem Urteil       
      überhaupt nichts.

November, der Tod der "Tante-Emma-Läden" beginnt. Es gibt jetzt schon 
                 16000 Supermärkte in Deutschland.

November, in Bad Godesberg verabschiedet die SPD ein neues Grund- 
                 satzprogramm. Aus der sozialistischen Arbeiterpartei wird die
                 sozial-demokratische Partei für die bürgerliche Mitte.

21. Dezember, in Teheran wird Farah Diba dritte Frau des Schahs Resa
      Pahlewi. Dieser iranische Autokrat soll später das absolute Feindbild 
      der westlichen Jugend werden. Während er auf dem goldenen Pfauen-
      thron das Zepter schwingt, läßt er sein Volk in Not und Elend verhun-
      gern.
      Schlimm genug, aber das deutsche Politiker ihn hofieren und ihn als
      Vorbild darstellen wollen, wird die gesamte politische Landschaft in den
      60er Jahren verändern.


         Der Diktator Batista, Herrscher von USA-Gnaden, ist in den ver-
         einigten Staaten aufgenommen worden.
        


Hits:

Am Tag als der Regen kam


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Morgen








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