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Die
Kindergartenzeit, geht weiter. Ich bin jetzt 5 1/2 Jahre. In diesem Alter
geraten viele Kinder in den Ödipuskonflikt. Ich auch, jedoch nicht mit
übertriebener Stärke.
Von
einem Ödipuskomplex spricht man dann, wenn eine übermäßige Bindung des Sohnes
an die Mutter und Eifersucht gegen den Vater, zu Schuldgefühlen und anderen
emotionalen Konflikten führt.
Da
ich nie eine übermäßige Bindung an meine Mutter hatte, empfinde ich auch keine
große Eifersucht auf meinen Vater. Dieser Tatsache verdanke ich es, daß sich
keine angstneurotischen oder hysterischen Charaktermerkmale bei mir ausbilden.
Trennungsängste
gegenüber den Eltern sind mir fremd. Im Gegenteil, ich bin über jede Sekunde
froh, die mich ihrer Kontrolle entzieht.
Zu
meinem Glück ist mein Vater so sehr mit sich selbst, seinem Beruf, seiner
Karriere, seiner Partei, seinem Karnevalsverein usw. beschäftigt, daß sich für
mich die Freiräume außerhalb seiner Kontrolle vergrößern. Sein gelebter
Egoismus kommt mir jetzt zugute.
Meine
Mutter kann mich nicht immer kontrollieren, da sie kaum einmal aus dem Haus
herauskommt. Gespräche mit den Eltern, bzw. Diskussionen zur
Konfliktbewältigung finden nur selten statt und wenn, werden meine Konflikte
ins Lächerliche gezogen.
Die
Eltern können nicht auf mich eingehen, sondern sind ausschließlich darum bemüht
ihre Regeln, Wertvorstellungen und Tabus auf mich zu übertragen. Dieses
Verhalten ruft in mir Schuldgefühle und das Gefühl, unerwünscht in die
Erwachsenenwelt eingedrungen zu sein, hervor. Mit diesen Schuldgefühlen geht
für mich die infantil-genitale oder phallische Phase zuende. Ich komme mir
ungeliebt vor.
Ich
trete nun in die Latenzzeit ein. Es kommt zur Ausbildung des Über-Ich´s
d.h. ich versuche die Gebote der Eltern zu verinnerlichen. Zugleich hilft mir
die Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil hoffen, später
auch eine eigene Frau zu bekommen.
Die
latente Phase wird sich über das 6. Lebensjahr bis hin zum 11. Lebensjahr
erstrecken. Es ist die Zeit in der ich
mich am wenigsten sexuell betätige.
Ich
interessiere mich dafür, wie Dinge funktionieren und wie sie funktionieren
sollen. Diese Phase ist durch das Formulieren von Regeln, durch Organisieren,
Ordnung und Betriebsamkeit gekennzeichnet.
Meistens
werden meine Anstrengungen jedoch als dumm, frech oder störend hingestellt und
deshalb entwickelt sich bei mir ein Gefühl von Minderwertigkeit.
Die
sozialen Effekte in der Gleichaltrigengruppe des Kindergartens kompensieren
dieses Gefühl jedoch, so daß es nicht zu wirklichen Minderwertigkeits-Komplexen
kommt.
In
der Kindergartengruppe interessiere ich mich besonders für zwei Mädchen. Es
sind dies Margot und Hildegard.
Margot,
weil sie so lieb und schüchtern ist. Ich muß sie unbedingt unter meinen Schutz
stellen. Damit ihr die anderen Kinder nichts tun, nutze ich jede Gelegenheit zu
zeigen, daß Margot und ich gute Freunde sind. Das geht soweit, daß ich sie nach
Ende des Kindergartentages auf meinem Rädchen nach Hause fahre.
Bei
Hildegard fasziniert mich ihre Tierliebe. Sie hat ein eigenes Ponny. Ihren
Eltern gehört das Lebensmittel-Geschäft auf der Aachenerstraße. Nachdem ich Oma
Otti einiges über Hildegard erzählt habe, kann ich es erreichen, daß sie mit
ihrem Ponny zu mir kommen darf. Wir spielen ab da oft zusammen bei uns im
Garten und das Ponny hat auf der großen Wiese mit den Obstbäumen immer genug zu
essen.
Wenn wir uns unterhalten sind die Hauptthemen, der
Kindergarten und die immer bedrohlicher heranrückende Schulzeit.
Gute
Freunde in dieser Zeit sind für mich Norbert, Gerhard und Hansi. Wir spielen oft zusammen Fußball oder rodeln im Winter
zusammen.
Musik
in dieser Zeit: der lachende Vagabund,
Capri-Fischer, Heimweh.
Es
stellt sich bei mir eine angstvolle Erwartungshaltung gegenüber der Schule ein,
da von den Eltern immer wieder betont wird, dass nun endlich "der Ernst
des Lebens" beginne. Denn merke "das Leben ist nicht zur
Freude da, sondern es muß erlitten werden".
Da
meine Mutter sich, wegen ihrer Krankheit, nicht mehr freuen kann, dürfen alle
anderen Menschen auch kein Gefühl von Freude erleben. Ich realisiere, Freude
ist etwas schlimmes, verwerfliches.
Es
ist mir unmöglich, die Erleichterung zu schildern, die beide Elternteile zum
Ausdruck bringen, als endlich die Schulzeit für mich beginnt.
Lernen,
lernen, lernen soll jetzt nur noch wichtig sein. Sauberkeit, Ordnung und Fleiß
sollen ab jetzt meine Lebensinhalte sein. Das bequeme Leben soll
endlich
ein Ende haben und „wage es nicht "uns" Schande zu machen, denn
dein Vater ist ein honoriger Mensch, geachtet in Partei, Gewerkschaft und
Vereinen“.
All
diese Äußerungen waren bestimmt nicht geeignet mein Interesse an der Schule zu
wecken oder mir die Schule als etwas gutes vorzustellen, jedoch welches
Schulsystem ich wirklich antreffen würde, war zu diesem Zeitpunkt für mich
unvorstellbar. Im Nachhinein muss ich sagen, der Lehrstoff war noch
einigermaßen in Ordnung jedoch die Lehrer waren leider keine Pädagogen.
Papst Pius der 12 stirbt.
Elvis Presley absolviert seine Wehrdienstzeit
in Deutschland
(Hessen)
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