Freitag, 13. November 2015

Autobiografie Seite 5





                                               1 9 5 6

Für mich beginnt nun die phallische oder infantil-genitale Phase.

Ich realisiere meine eigene Geschlechtlichkeit und die der Familienmitglieder. Der natürliche Wissensdurst auf sexuellem Gebiet ist für meine außerordent-lich schamhaften Eltern ein peinliches Problem.

Sie können nicht anders reagieren als die inzestuösen Strebungen ihres Kindes abwehren. Diese, jedoch übertriebenen Abwehrreaktionen der Eltern führen bei mir zu noch mehr Neugierde.

Der "Mut zum Fragen und Denken" wird von den Eltern unterdrückt.

Aus schulischer Sicht kann man nur sagen, dass meine Fähigkeit zum flexiblen Denken und somit auch meine Auffassungsfähigkeit, in dieser Phase stark von den Eltern zum Negativen beeinflusst wurde.


Mit dem nun beginnenden Erziehungskonzept meiner Eltern, beginnt für mich die Leidensgeschichte meiner Kindheit.

Die durch Kultur, Religion und Geschichte (hier, Nazi-Schulsystem) verinnerlichten Verhaltensmuster und Zwänge werden direkt auf mich übertragen.

Für den Führer dienten Kinder nur als Mittel zum Zweck. Kinder waren das Eigentum der Eltern ( etwa so wie Vieh oder Hausrat) und hatten sowohl den Eltern als auch dem Führer selbst, Respekt, Gehorsam und Ehrfurcht entgegenzubringen. Mit diesem falschen Erziehungsbild sind meine Eltern aufgewachsen.




 Aus den Erziehungsschriften der Ärztin Johanna Haarers (1900–1988) wird deutlich, wie sehr die ideologische Forderung nach Härte im Nationalso-zialismus auch den Umgang mit Kleinkindern geprägt hat. Sie behandelt Kinder ab der Geburt als Wesen, deren Schreien und Flehen nicht nachgegeben werden soll. Der Aufbau einer liebevollen Beziehung zwischen Eltern und Kindern soll verhindert werden, wobei die Kindererziehung selbstverständlich Aufgabe der Mutter ist.

Gefühle kann sich die "deutsche Familie" nicht leisten, sie behindern nur die Erziehung.

In Wirklichkeit wurde es den Eltern so leichter gemacht, sich von ihren Kin-dern zu trennen. Eine ganze Generation war stolz darauf, dass ihre Kinder für Deutschland und den Führer, in den Tod geschickt wurden. Und obwohl meine Eltern beide den tragischen Ausgang dieser volksverdummenden Erziehung erlebt haben, sind sie jetzt, da sie erwachsen sind ?, nicht in der Lage, diese falschen  Regeln zu erkennen und zu versuchen es besser zu machen?

Wie viele der verführten Generation, können sie die Vergangenheit nicht richtig aufarbeiten und die dringend nötigen Konsequenzen daraus ziehen.

Die Kirche, sah ihre Einstellungen und Werte, im Nazi-Schulsystem nicht bedroht.




Schließlich war ihr fünftes Gebot "Du sollst Vater und Mutter ehren, damit es Dir wohl ergehe auf Erden" schon immer Leitsatz der Erziehung. Jede Regung gegen die Eltern galt als besonders verwerfliches Verbrechen.

Kurzum, wenn man diese Vorgeschichte kennt, dann ist es klar, auf welchen Grundwerten meine Erziehung aufgebaut wurde.

Die Erziehungsmittel waren Willkür, Gefühlskälte, Dressur, Abrichtung, Manipulation, Einschüchterung usw. zum Zwecke, die Macht und  Autorität der Eltern zu festigen.

Erziehungsziele waren eindeutig die "preußischen Tugenden" wie Ordnung, Fleiß, Sauberkeit, Gehorsam, Respekt usw.
Die physischen und psychischen Grausamkeiten dieser macht- und autori-tätsorientierten Erziehung wurden den Eltern nie bewusst.

Die von der Natur vorgelebten Erziehungswerte (man kann sie bei vielen Tieren sehen) wie, Schutz, Liebe, Fürsorge, Verantwortung, Gefühl usw. wurden verleugnet, verdrängt, waren nicht existent.

Die Hauptaufgabe der Eltern "die Erziehung als liebevolle Unterstützung auf dem Weg zum bewussten und verantwortungsvollen Mitmenschen" war dieser verführten und verkorksten Generation überhaupt nicht bekannt.

Zurück, zu dem jetzt vierjährigen Knaben Alex.

Trotz allem realisiere ich, dass Stimulation der Sexualorgane intensiver und angenehmer als alle Sinnesmodalitäten, allerdings von den Eltern aus-drücklich unerwünscht, sind. Sexuelle Betätigung ist sogar absolut verboten.

Da das Verbot die Lust der Stimulation aber nicht vermindert, sondern in einem gewissen Sinne sogar noch erhöht, gerate ich automatisch in einen Konflikt darüber.

Da ich nun in der Lage bin, die Geschlechter zu erkennen, stellt sich bei mir ein differenziertes Verhalten gegenüber Jungen, Mädchen, Männern und Frauen ein.

Schnell wird mir klar, das Mädchen und Frauen eher das schwache Geschlecht sind, sie haben sich nämlich den Wünschen und Anordnungen der Männer zu fügen.

Sobald die Männer jedoch aus dem Haus sind, meinen die Frauen, sie könnten die Macht an sich reißen und ihre Frustrationen bei den Kindern abladen.

Welch lächerliche Figur sie, besonders meine Mutter und ihre Schwester Margot (die bei jedem lauten Wort ihres Herrn und Gebieters erbleichen) dabei abgeben, ist  unbeschreiblich.

        
         Es gibt in der Politik Streit über die Wiederbewaffnung. Am
         Ende entsteht die Bundeswehr.

    
    


         Aufstand in Ungarn gegen das stalinistische Regime. Der Auf-
         stand wird von den Russen niedergewalzt.








































Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen